AW: Daiwa LT Rollen '17
Die Rolle macht allgemein einen guten ersten Eindruck so out of the box.
Der Lauf ist absolut weich, quasi ohne jegliches Zahnradgefühl. Wie lange das unter Nutzung so bleibt ist eine andere Geschichte. Das Gewicht ist auf der Packung mit 215g angegeben. Meine Küchenwaage sagt 216, das Teil ist aber alles andere als ein Präzisionsinstrument. : P
Jedenfalls scheint es mir, dass gewichtstechnisch da nicht geschummelt wird.
Mitgeliefert wird lediglich die Kurbel und eine Packung mit drei kleinen Plastikscheiben zum ausgleichen eventueller Schnurverlegefehler. Ersatzspule gibts nicht.
Alles in allem scheint mir die Rolle sehr auf Design getrimmt. Es gibt keine wirklichen Dichtungen, es gibt viele Öffnungen für Dreck, viel empfindliches Chrom. Leichtes Reinigen und Warten is nicht.
Edit: Der Bremsknopf HAT eine Dichtung, und es befindet sich auf der rechten Seite des Antriebrades ebenfalls ein Gummiring auf der Achse.
Kleinigkeiten auf den zweiten Blick die ich gut finde:
Die Torx-Schrauben am Gehäuse. Das macht gleich einen wertigeren Eindruck und ist in der Preisklasse ja auch nicht soooo weit verbreitet. Glaub bei Shimano ist das erst bei der Ultegra FB der Fall.
Nur die Schraube am Schnurlaufröllchen und die versteckte Schraube unter der Chromabdeckung sind Kreuzschlitz.
Auch dieses kleine Detail finde ich sehr gut. Der Kurbelknauf ist mit einer kleinen Distanzscheibe nachträglich wackelfrei gemacht. Diese Scheibe ist nicht geschlossen, und wird wohl nach der Knaufmontage in den Zwischenraum geschoben, um das Spiel zwischen Knauf und Kurbel zu minimieren.
Das nächste ist so eine Sache. Die Achse des Antriebsrades ist durch einen kleinen Klemmring vor dem rechten Kugellager fixiert. Somit kann man das Antriebsrad nicht einfach herausziehen wenn der Seitendeckel ab ist, denn das dazugehörige Kugellager geht nur in Kurbelrichtung nach rechts raus. Hat sicherlich irgendeinen Sinn, welchen genau, weiß ich aber nicht.
Eventuell um die ganze Getriebe-Toleranz-Geschichte auch bei Kurbel auf der rechten Seite möglichst eng zu halten.
Dies erschwert jedenfalls die Wartung. Rausfummeln (mit einer Stecknadel!) geht, reinfummeln wird schon spannender! Mit zwei kleinen Schlitzschraubendreher-Einsätzen, nüchtern und mit etwas Gefühl ist es mir aber gelungen.
Die Kurbel ist sehr schlank, sexy, leicht und macht aber dennoch keinen schwachen Eindruck. Sie ist sowohl Innen als auch Außen fehlerfrei. Fixiert durch ein Gewinde sitzt sie auch toleranzfrei und wackelt, bis auf ein winziges, getriebeverschuldetes bisschen, kein Stück.
Hier mal etwas, was mir sofort negativ ins Auge gesprungen ist. Nicht weil es auf den ersten Blick aussieht, wie ein vermasseltes Spaltmaß. Sondern weils ein Schmutzfang ist! Wenn die Rolle einmal seitlich in den Dreck ditscht, hat man da den Schmodder drin. Dann hilft nur Chromdeckel ab und putzen! Dieser Spalt zwischen Chrom und Body ist also tatsächlich so gewollt.
Die Schnurverlegung ist, hier mit 0,2 mm Mono, super. Nix zu meckern.
Die Bremse besitzt eingefettete Filzscheiben und bremst gut. Im Trockentest konnte ich kein Ruckeln oder ähnliches feststellen. Kann man sicher mit Kohlefaser pimpen wenn man das will.
Die angeblichen 10 Kilo Bremskraft habe ich, und werde ich auch nicht testen. Wozu brauch eine 3000er Rolle mit hoher Übersetzung und flacher Spule überhaupt soviel Bremskraft? 10 Kilo sind ja nicht gerade wenig. Dass muss ein Fisch erstmal über Schnur und Rute auf die Rolle übertragen. Und da es eben eine 3000er Rolle ist, wird die ja wohl kaum Jemand zum Pilken oder Welsangeln missbrauchen. Zufallsfänge von größeren Fischen lasse ich jetzt mal außen vor.
Das Schnurlaufröllchen läuft auf einer Messing- und Kunststoffbuchse. Macht nicht den Eindruck, als geht da schnell was Kaputt.
Jetzt ein bisschen was zum Innenleben.
Die Rolle ist klassich aufgebaut mit exzenter und S-förmiger Nut im Hubsystem. "Silent-Oscillation" schimpft sich der kleine Gummiring auf dem Bolzen, der in der Nut läuft - sicher nix schlechtes. Außerdem ist das Rad verschraubt und kugelgelagert.
Der Schlitten läuft sicher auf 2! Edelstahlstangen die im Gehäuse verankert sind.
Was mir sofort aufgefallen ist, ist die mehr oder weniger makellose erscheinung des ganzen Getriebestrangs. Das sieht einfach schon Hochwertiger aus, als ich es sonst von Druckgussgetrieben kenne.
Das Antriebsrad, was mich ja ganz besonders interessiert hat. TOUGH Digigear schimpft sich das ja, und es soll im Vergleich zu anderen Rollen stärker sein. Aber stimmt das auch? Zum Vergleich habe ich meine in etwa gleich teure Ryobi Zauber 3000 herangezogen. (was anderes is nicht griffbereit)
Links Zauber rechts Exceler. Die Zähne der Exceler sind größer...
und dicker. Das Antriebsrad der Exceler wiegt 6 Gramm mehr als das der Ryobi und macht allgemein einen besser verarbeiteten Eindruck. Vermutlich ist das zusätzliche Gewicht aber auch dem Gewinde + zusätzliches Zahnrad usw. geschuldet. Die Zauber hat ja den Sechskantkanal für die Kurbel und kein Gewinde.
Alles in allem mag ich den Antrieb von der Optik her!
Das Ritzel ist aus Messing wie man es kennt und doppelt gelagert. Bilder spare ich mir da jetzt mal.
Die Rücklaufsperre hat mich überrascht. Schaut auf den ersten Blick aus wie die üblichen Teile, aber wenn man genau hinguckt erkennt man:
Metallfedern! Für jeden Zylinder eine. Voll gut! Gibt mir ein besseres Gefühl als die üblichen Plastic-V-Springs.
Mein Eindruck vom Gehäuse. Hier wurde ja schon bemängelt das man die Rollen, um Gewicht zu sparen, auf Plaste umgebaut hat. Der Werkstoff sieht allgemein faserig-schwarz aus und ist sehr leicht. Aber natürlich auch flexibel. Um das zu veranschaulichen habe ich zwo Videos gemacht wo ich einmal den Rotor und einmal den Rollenfuß mit den Fingern belaste.
http://anthrohyena.com/EX1.mp4
http://anthrohyena.com/EX2.mp4
Ich sags mal so - viel Kraft hab ich dafür nicht gebraucht. Fakt is, dass ich die Zauber mit Alubody und Rotor im Vergleich nicht so biegen kann.
Inwieweit das jetzt aber ein Nachteil ist beim Fischen unter Last, kann ich noch nicht sagen. Das wird wohl auch jeder für sich selber ausmachen müssen. Die einen haben damit kein Problem, die anderen wollen von Haus aus lieber ein hartes und steifes Gehäuse, damit sich gar nicht erst was verbiegen könnte!
Light & Tough - sehe ich mit gemischten Gefühlen. Einerseits das echt robust wirkende Getriebe und die starke Bremse. Andererseits das eher filigran wirkende Kunststoffgehäuse wo dieses Getriebe drin steckt. Leicht ist diese Rolle aber auf jeden Fall!
Ich werde sie wohl, wenns nicht anders geht, im Frühjahr auf Rapfen hier an der Elbe testen. Da erwarte ich Fische bis 65 cm, das sollte langen.
Ansonsten sollen die Rollen dann eher am Forellenteich zum Einsatz kommen, an feinen Ruten mit dünner Mono. Dafür erscheinen sie mir aktuell zumindest als sehr gut geeignet!
Für um die 73 Euro mit Versand fühle ich mich jedenfalls nicht übers Ohr gehauen, wenn ich die Verarbeitung und die Goodies betrachte, die diese Rolle aufweisen kann.
So, ich hoffe ich konnte ein bisschen Licht ins Dunkel bringen was diese Rolle angeht. Legalis und Fuego sollten ja mehr oder weniger gleich bzw. ähnlich aufgebaut sein.
Prost