jochen1000
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Langsam, aber sicher streckt der Winter seine langen, kalten Finger dem sich dem Ende zu neigenden Jahr entgegen. Die Landschaft trägt hier und dort schon das erste weiße Kleid und Nebel bedeckt den See, als ich morgens den Kopf aus dem Zelt stecke. Lausig kalt, denke ich mir, während ich verzweifelt nach meiner Mütze und den Handschuhen suche. Sicherlich, zu Hause wartet die wärmende Frau oder Freundin, die Brötchen und der Kaffee dampfen vor sich hin - und sicherlich würde das Sofa auch nicht der unbequemste Ort sein, den ich mir vorstellen kann. Trotzdem ich will nur hier sein. Hier, wo ich friere, wo ich so viele Nächte ohne Fisch saß und dennoch will ich keine dieser Nächte missen! Ist dieser Ort der Grund warum ich auf Karpfen angle?
Vielleicht bin ich aber auch hier, weil ich auf ihn gewartet habe? Ihn, den großen alten Spiegler. Gott weiß, Schönheit würden die meisten Leute anders definieren, aber ich finde seine alte, furchen durchzogene, graue Haut, mit den verblichenen Schuppen und dem urigen Charakterkopf wundervoll. Alte Karpfen erzählen nur sehr leise ihre Geschichte, denke ich, während ich den Fisch mit einem letzten Blick in sein Element entlasse. Ein wundervoller Moment. Die Stille, die Konzentration, die Zeit steht still, nur für diesen einen wunderbaren Moment! Ich montiere die Rute nicht neu, fange an zu reflektieren. Worte für diese Leidenschaft zu finden ist nicht einfach, und doch ist sie so präsent. Ein, mal mehr, mal weniger stiller, stetiger Begleiter.
Empfinden andere Karpfenangler genauso wie ich? Ist es eine Liebe, die ich mit vielen teile? Bestimmt!
Ich denke zurück an Messen, an zufällige Gespräche am Wasser, an Foren und Zeitschriften, irgendwie ist es doch nicht für jeden das selbe. Sicherlich, viele von uns stellen auch anderen Fischen nach, aber warum denn diese Leidschaften für diese eine spezielle Methode, für diesen einen speziellen Fisch?
Während ich den Kaffee aufsetze, denke ich an spektakuläre Drills mit starken Schuppis, die mir und dem Gerät alles ab verlangen, an unglaubliche Sommenuntergänge, die meinen Ruten und meine Erinnerungen in die schönsten Farben taucht… das ist es wohl was zählt, oder? Nein, murmel ich, als der Kaffee dampfend in meine Tasse strömt, nein, das alleine ists auch nicht!
Mein Handy piept und erinnert mich an das elektrisierende Gefühl, wenn der Bissanzeiger völlig unerwartet nach Aufmerksamkeit lechzt. Dieser einzelne, markzereißende, aber herzerwärmende Ton. Die unmenschlichen Anspannung, das in Strömen fließende Adrenalin, während man auf den zweiten Piepser wartet. Und endlich der Dauerton, der einen die Welt vergessen lässt, der alle Anspannung verfliegen lässt und die Glückshormone Samba tanzen lässt. Ich grinse, das könnte doch eine Antwort sein?
Aber ist das schon alles, frage ich mich, während mein Blick über den See schweift. Ein zweiter Löffel Zucker landet in meinem Kaffee und erzeugt ein paar kleine Bläschen. Urplötzlich sehe ich mich mit der leichten Posenrute um den See schleichen, wache Augen, wacher Verstand und fokusiert auf die kleinen Bläschen, die auf dem Wasser tanzen… Fisch! Jeder Indianer würde vor Neid zum Bleichgesicht, wenn er mich sehen würde, wie ich lautlos die Pose ins Wasser gleiten lasse! Absolute Stille, ich bin vollkommen entschleunigt, bis die Pose zuckt, tanzt und sich winkend verabschiedet… jetzt nur den richtigen Zeitpunkt finden und…
Ich wache aus meinem Tagtraum auf, da die Sonne mir auf die Schulter tippt und mich daran erinnert, dass ich zusammenpacken muss. Schade, denke ich mir, ich könnte doch noch so viel über mich erfahren an diesem Ort. Ich beginne mit dem Packen, aber eine Frage geht mir nicht aus dem Kopf und deshalb stelle ich sie dem
CarpTalk Dezember: Warum ausgerechnet Karpfenangeln?
Ich wünsche viel Spass beim Lesen des letzten CarpTalks 2010 und wünsche euch viele schöne Erlebnisse in 2011!
Jochen
Vielleicht bin ich aber auch hier, weil ich auf ihn gewartet habe? Ihn, den großen alten Spiegler. Gott weiß, Schönheit würden die meisten Leute anders definieren, aber ich finde seine alte, furchen durchzogene, graue Haut, mit den verblichenen Schuppen und dem urigen Charakterkopf wundervoll. Alte Karpfen erzählen nur sehr leise ihre Geschichte, denke ich, während ich den Fisch mit einem letzten Blick in sein Element entlasse. Ein wundervoller Moment. Die Stille, die Konzentration, die Zeit steht still, nur für diesen einen wunderbaren Moment! Ich montiere die Rute nicht neu, fange an zu reflektieren. Worte für diese Leidenschaft zu finden ist nicht einfach, und doch ist sie so präsent. Ein, mal mehr, mal weniger stiller, stetiger Begleiter.
Empfinden andere Karpfenangler genauso wie ich? Ist es eine Liebe, die ich mit vielen teile? Bestimmt!
Ich denke zurück an Messen, an zufällige Gespräche am Wasser, an Foren und Zeitschriften, irgendwie ist es doch nicht für jeden das selbe. Sicherlich, viele von uns stellen auch anderen Fischen nach, aber warum denn diese Leidschaften für diese eine spezielle Methode, für diesen einen speziellen Fisch?
Während ich den Kaffee aufsetze, denke ich an spektakuläre Drills mit starken Schuppis, die mir und dem Gerät alles ab verlangen, an unglaubliche Sommenuntergänge, die meinen Ruten und meine Erinnerungen in die schönsten Farben taucht… das ist es wohl was zählt, oder? Nein, murmel ich, als der Kaffee dampfend in meine Tasse strömt, nein, das alleine ists auch nicht!
Mein Handy piept und erinnert mich an das elektrisierende Gefühl, wenn der Bissanzeiger völlig unerwartet nach Aufmerksamkeit lechzt. Dieser einzelne, markzereißende, aber herzerwärmende Ton. Die unmenschlichen Anspannung, das in Strömen fließende Adrenalin, während man auf den zweiten Piepser wartet. Und endlich der Dauerton, der einen die Welt vergessen lässt, der alle Anspannung verfliegen lässt und die Glückshormone Samba tanzen lässt. Ich grinse, das könnte doch eine Antwort sein?
Aber ist das schon alles, frage ich mich, während mein Blick über den See schweift. Ein zweiter Löffel Zucker landet in meinem Kaffee und erzeugt ein paar kleine Bläschen. Urplötzlich sehe ich mich mit der leichten Posenrute um den See schleichen, wache Augen, wacher Verstand und fokusiert auf die kleinen Bläschen, die auf dem Wasser tanzen… Fisch! Jeder Indianer würde vor Neid zum Bleichgesicht, wenn er mich sehen würde, wie ich lautlos die Pose ins Wasser gleiten lasse! Absolute Stille, ich bin vollkommen entschleunigt, bis die Pose zuckt, tanzt und sich winkend verabschiedet… jetzt nur den richtigen Zeitpunkt finden und…
Ich wache aus meinem Tagtraum auf, da die Sonne mir auf die Schulter tippt und mich daran erinnert, dass ich zusammenpacken muss. Schade, denke ich mir, ich könnte doch noch so viel über mich erfahren an diesem Ort. Ich beginne mit dem Packen, aber eine Frage geht mir nicht aus dem Kopf und deshalb stelle ich sie dem
CarpTalk Dezember: Warum ausgerechnet Karpfenangeln?
Ich wünsche viel Spass beim Lesen des letzten CarpTalks 2010 und wünsche euch viele schöne Erlebnisse in 2011!
Jochen
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