Nach langer Suche endlich Zielfisch.
Der Main in Bayern beherbergt viele schöne Räuber und bietet Kunstköder-Freaks geniale Fangaussichten. Vor ein paar Jahren hatte ich die Möglichkeit, drei Wochen an diesem Fluss zu angeln. Bei einem so kurzen Zeitfenster hat man kaum die Gelegenheit, besonders intensiv nach Unterwasserstrukturen und versteckten Hotspots zu suchen und das Gewässer in seiner Gänze kennenzulernen. In so einem Fall suche ich nach offensichtlichen Strukturen oder raubenden Fischen an der Oberfläche und befische diese Plätze dann intensiv. So fiel mir bei meinem ersten Angeltag sofort eine Brücke auf, die ihre Pfeiler in den Main bohrte. Hotspot! Rapfen, Hechte, Zander – alle waren sie da, alle wollten meine Köder und so konnte ich recht schnell einige Räuber fangen. Nur die Barsche wollten nicht und so etwas beschäftigt mich.
Brücken und Pfeiler sind echte Hotspots. Hier lauern die Räuber
Barsch, wo bist Du?
Ich machte mich auf die Suche. Die Brückenpfeiler hatte ich bereits intensiv mit diversen Methoden nach Barschen abgeklopft. Sämtliche Finesse Rigs, Jiggen, Wobbeln, Blinkern – alles probiert. Mir gelang es auch, schöne Fische dabei zu fangen – nur leider keine Barsche! Wo waren die gestreiften Großmäuler? Gab es in dem Abschnitt überhaupt einen nennenswerten Barschbestand? Befragungen anderer Angler und Recherchen im Internet ergaben, dass zwar Barsche gefangen wurden, aber nur kleinere Exemplare. Doch wo Kleine sind, sind meist auch Große – also weitersuchen! Nach zwei Wochen ohne Zielfisch verließ mich so langsam die Motivation. Allerdings fiel mir bei den letzten Touren ein interessanter Spot immer wieder ins Auge, den ich ganz am Anfang meiner dreiwöchigen Main-Zeit schon einige Male ohne Erfolg beangelt hatte. An einem rund 100 Meter langem Uferabschnitt befanden sich mehrere dicke Metallpfeiler, die cirka fünf Meter vom Ufer entfernt im Wasser standen. An diesen Pfeilern werden die Frachtschiffe vertäut und wirbeln bei diesem Vorgang mächtig Sediment auf. Eigentlich ein guter Spot, da durch den Bremsvorgang der Schiffe Vertiefungen im Gewässerboden entstehen und die Pfeiler an sich schon eine Abwechslung in den sonst recht eintönigen Uferabschnitt bringen.
Kriechend zum Zielfisch
Bewaffnet mit einem Texas Rig machte ich mich erneut über den Spot her. Als Köder sollten kleine, aromatisierte Gummikrebse oder Würmer die Barsche ans Band bringen.
Erfolgsköder Krebs. Darauf fahren Barsche ab!
Nach ein paar erfolglosen Würfen mit dem Gummikrebs kam mir die Idee, das Rig genau zwischen zwei ganz eng zusammenstehende Pfeiler zu werfen und es durch eine zirka 50 Zentimeter breite Lücke zu führen. Leider war die Strömung so stark, dass der Köder hinter den rechten Pfeiler gedrückt wurde und die geflochtene Schnur permanent am rauen Metall entlang rieb – nicht gut! Um dies zu vermeiden, kroch ich nach dem nächsten Wurf unter einem Steg durch, der auf einen dieser Pfeiler führte und zog das Rig schräg durch die Lücke. Für einen Beobachter muss diese Prozedur bestimmt ziemlich komisch ausgesehen haben. Rechts vom Steg auswerfen, unter dem Steg durchkriechen, links davon den Köder einholen, wieder zurückkriechen und das ganze Spiel von vorne. Aber was soll ich sagen, so etwas macht man eben, wenn man verzweifelt ist. Doch genau diese komische Kriecherei war der Schlüssel zum Erfolg! Die Hauptschnur rieb nicht mehr so sehr am Metall der Pfeiler und der Köder konnte genau durch die Lücke geführt werden, um letztendlich direkt mit dem Bullet-Weight an diesen zu klopfen. Und genau in diesem Moment, in dem das Rig auf den Pfeiler traf, fing ich den ersten besseren Main-Barsch. Die Fische standen dort sehr konzentriert auf engstem Raum – das schrie doch nach Drop Shot. Jedoch ließ sich mit diesem Rig nicht ein Barsch zum Biss überreden. Also wieder Texas-Montage anknüpfen und weiter geht’s.
Das Texas-Rig ist die beste Montage für diese Angelei
Tatsächlich bekam ich sofort wieder Bisse und konnte noch einige schöne Stachelritter fangen. Dafür, dass hier angeblich nur Kleine gefangen werden, war ich hoch zufrieden. In dem kurzen Uferabschnitt gab es zwei dieser Stellen, an denen die Pfeiler mit dem Steg genau gleich angeordnet waren. Und die Angelei in der kleinen Lücke verbunden mit der Kriecherei brachte an beiden Plätzen gute Barsche.
Barsche stehen oft an Brückenpfeilern
Der kleine Gummikrebs am Texas-Rig brachte Fische
Punktgenau in die Lücke
Ich habe diese Spots natürlich auch mit anderen Methoden und Ködern beackert, aber keinen einzigen Biss bekommen. Selbst wenn ich das Texas Rig mit dem Gummikrebs auf herkömmliche Weise, ohne rumkrabbeln, links und rechts an den Pfeilern präsentierte, blieben die Bisse aus. Also lag es nicht nur an der Montage, sondern vielmehr an der punktgenauen Präsentation, dass die Räuber letztlich doch zupackten. Leider blieben mir nur noch drei Tage, um diese besondere Art und Weise der Angelei zu genießen. Aber wie sagt man immer: „Wenn’s am schönsten ist…“. Für mich war es ein fantastisches Erlebnis und der Beweis dafür, dass man, wenn man ab und an mal über den Tellerrand schaut, erfolgreicher ist. Auch an anderen Gewässern brachte mir die Angelei zwischen Brückenpfeilern oder Metallpfosten Erfolge.
JAAAAAAA. Das is' er!!!
Probiert es doch einfach mal und kitzelt die Räuber aus den Lücken!