AW: Bin weg nach überall......
Mittwoch 31.08.05
Nach einem urgemütlichen Frühstück direkt am See fuhren wir am Vormittag in Richtung Kappelskär, um dort Fährtickets nach Estland zu kaufen. In Norrtälje machten wir einen kurzen Zwischenstop und ich musste beim Kauf einer Stange Snus tatsächlich meinen Ausweis vorzeigen – was war ich stolz..... ;-)) Wir haben uns im dortigen Jakt & Fiske auch noch Würmer gekauft und diese dann bis kurz vor 18 Uhr im Hafen von Kappelskär gebadet. Natürlich ohne Erfolg. Um 20.40 Uhr (also 20 Minuten vor Abfahrt) bei Kilometerstand 2983 durften wir dann nach einer lustigen Diskussion über meinen „Proforma-Reisepass“ doch noch auf das Schiff auffahren, das von außen einen recht angenehmen Eindruck machte. Als wir nach einer „netten“ nicht zu verstehenden Einweisung durch eine vermutlich estnische Dame des Schiffspersonals endlich die Kabine betreten hatten, überkam mich das kalte Grauen. Die Teppichböden waren von Flecken verschiedener Größen, Farben und Herkunft überdeckt, jedoch zum Glück gereinigt (oder so in der Art). Ich schaute sofort in das Badezimmer und ich wusste, dass an diesem Abend die Dusche für mich ausfallen würde. Schimmel an der Seifenablage und der Dusche. Zum Glück war das Waschbecken und die Toilette sauber. Als wir die Betten aufklappten, roch plötzlich die ganze Kabine nach Zigarettenrauch (und ich war ja auf Entzug....). Wir gingen also noch kurz an Deck um uns die Abfahrt anzusehen und danach sogleich in die Bar, wo ich mir in relativ kurzer Zeit eine größere Menge des hier einheimischen Gerstensaftes reinzog und mich dann schnell in die Kabine verflüchtigte. Mein Handy hatte in dieser Nacht auch eine wundersame Begegnung mit der vermutlich 3. Art. Es stellte sich nämlich von selbst um eine Stunde vor und passte sich somit der estnischen Zeit an, was zur Folge hatte, dass.......
Donnerstag 01.09.05
.....wir um eine Stunde zu früh geweckt wurden. Bis heute habe ich den Grund für die Selbständigkeit meines Handys noch nicht herausgefunden und bei der Rückfahrt stellte es sich komischerweise nicht mehr von allein zurück!!
Nach der Ankunft wechselten wir direkt im Terminal des Lounasadam von Paldiski Euros in Estnische Kronen und wollten auch lettisches und litauisches Geld haben. Die „äußerst nette“ Dame am Schalter, der das Kinn vor Arbeitslust bis zu den Knien hing wechselte uns wortlos das Geld in Estnische Kronen und brachte weder eine Begrüßung noch eine Verabschiedung egal in welcher Sprache zustande. Wir ließen uns die Stimmung jedoch nicht verderben und fuhren weiter nach Tallin, schließlich wollten wir auch noch etwas Kultur machen. Erstmal schleifte mich Bernie in eine Shoppingcenter, das jedes „typische Frauenherz“ höher schlagen lässt. Nur ist mein Herz ja nicht „Frauentypisch“ und ich trottete anstandslos mit. Die Preise ließen mich jedoch schnell wieder das weite Suche. So entsetzt war ich noch nirgendwo. Wenn jemand sagt Norwegen sei teuer, dann war er noch nie in diesem Kaufhaus in Tallin......Nach zwei Stunden Fahrt durch Tallin im Kreis, Oval und an sämtlichen Baustellen irgendwelche Umleitungen nehmend, war ich den Tränen nahe und hätten wir nicht zufällig die Strasse nach Pärnu doch noch gefunden, so wäre ich, glaub ich, in Tallin verrückt geworden. Es stand fest, diese Stadt sieht mich niiiiieee wieder. Naja, langsam beruhigte ich mich wieder und wir fuhren weiter Richtung Pärnu, bis mich Bernie auf den U-Boot Hafen in Paldiski erinnerte. Nun gut, also wieder 40 km zurück nach Paldiski (aber nicht mehr durch Tallin), einige zusammengestürzte Häuser gefunden sowie einen Bunker, in dem sich der Müll bis fast an die Oberfläche stapelte. Aber als „Entschädigung“ gönnten wir uns noch einen Blick auf die wunderschönen Steilküsten von Paldiski. Diese sind wirklich einen Besuch wert. Als wir endlich in Pärnu angelangten, erwartete uns im Prinzip das Gleiche wie in Tallin, besch.... ausgeschilderte Hauptstrassen und ein geschlossener Campingplatz, den wir nach 30 Minuten Suche tatsächlich gefunden hatte. Der zweiten Campingplatz dieser Stadt war nicht auffindbar. Wir fuhren wieder einige Kilometer zurück nach Sauga, wo ich am Vorbeifahren ein paar Hütten stehen gesehen hatte. Wir parkten dort und tatsächlich kamen uns zwei Frauen entgegen, die uns freundlich eine Hütte anboten. Diese beiden Damen waren die einzigen freundlichen Leute, die ich während des Aufenthalts in Estland kennengelernt hatte. Die Hütte kostete 26 Euro, was mich anhand der zuvor im Shoppincenter gesehenen Preise nicht mehr schockierte. Als wir jedoch die neu gebaute Hütte betraten, war ich einem Fluchschrei nahe. Es standen darin zwei Betten (ein normales und ein kurzes, so dass ich sogar nicht Platz hatte) und zwei Plastikstühle wie aus dem Biergarten. Das war alles. Ich öffnete mir sofort eine Dose Schwechater um meinen Frust loszuwerden. Das tat gut. Nach einigem hin- und herüberlegen beschlossen wir, die Rückreise nach Schweden anzutreten und nicht mehr in die anderen baltischen Länder zu reisen. Wer weiß, was uns da noch erwartet hätte. Nach einem Hilferuf bei Olli erhielten wir die Daten der nächsten Fährabfahrt Richtung Schweden und wir verbrachten diese Nacht also in diesen „4 Wänden“. Gegessen hatten wir an diesem Tag mitgebrachte Dosennahrung.....