Jedes Jahr ereignet sich in Berlin ein tragisches Schicksal im Sommer. In den Gewässern der Stadt treiben viele tote Fische. Der Grund: Sauerstoffmangel.

Berlin hat ein Problem mit den Gewässern. Im Sommer verenden viele Fische aufgrund von Sauerstoffmangel und treiben dann tot an der Oberfläche. So wie an diesem Montag, den 5. Juli 2021. Der rbb24 führte ein Interview mit dem Wildtier- und Jagdreferent der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Derk Ehlert, um mehr über die Ursache des Problems zu erfahren. In diesem erklärt der Fachmann: "Wenn es sehr warm ist, dann steigt die Temperatur in den Gewässern. Der Sauerstoffgehalt im Wasser sinkt. Und wenn es dann plötzlich und vor allem viel regnet, landen sehr viele organische Substanzen im Wasser, die von Mikroorganismen zersetzt werden. Dafür brauchen die Organismen allerdings Sauerstoff - und diesen Sauerstoff nehmen sie sich dann aus dem Wasser. Damit haben die Fische nicht genug zu atmen und viele Fische sterben."

In Berlin kommt es regelmäßig im Sommer zu Fischsterben (Foto: Beispielbild/Pixabay)

In Berlin kommt es regelmäßig im Sommer zu Fischsterben (Foto: Beispielbild/Pixabay)

Dreckwasser gelangt in Berliner Gewässer
Wenn es viel regnet hat Berlin Probleme mit der Kanalisation. Die Vorfluter laufen über und das ungefilterte Dreckwasser gelangt in die Berliner Gewässer wie Spree, Neuköllner Schifffahrtskanal oder Landwehrkanal, wo es dann aufgrund von organischer Belastung und Sauerstoffmangel ein Fischsterben gibt. Derk Ehlert sagt aber zum rbb24, dass die Situation schon deutlich besser geworden ist als vor 30 Jahren. "Wir haben im Augenblick so etwa 2.000 Kilogramm Fisch aus den Gewässern geholt. Das sind deutlich weniger als in den Vorjahren, aber jedes Kilo ist ein Kilo zu viel." Da vor allem in der Nacht der Sauerstoffgehalt stark sinkt, fährt zu dieser Zeit das Belüftungsschiff "Rudolf Kloos" durch die Kanäle und pumpt den für die Fische lebensnotwendigen Sauerstoff ins Wasser. "Es wird damit versucht den Sauerstoffgehalt in den Kanälen zu stabilisieren und möglichst auf einem Niveau von 3 bis 4 mg/l zu halten. Auf diese Weise wird das Oberflächenwasser stündlich mit 200 kg Sauerstoff angereichert und dies auf einer Fließstrecke von bis zu 15 km.", so das Portal der Berliner Umweltbehörden. Diese Maßnahme hat aber nur lokal einen Einfluss.

Fischsterben: Wie wird das Problem gelöst?
Das Fischsterben kann nur verhindert werden, wenn der gesamte Regen der Stadt Berlin aufgefangen und anschließend geklärt wird, doch dafür fehlt der Hauptstadt der Platz. "Dieses Problem ist schon lange bekannt und soll seit geraumer Zeit behoben werden. Zurzeit gibt es durchschnittlich 30 Mischwasserüberläufe pro Jahr. Bis 2025 sollen diese durch unterschiedliche Maßnahmen auf zehn Überläufe pro Jahr begrenzt werden.", so der NABU Berlin. "Das reicht jedoch nicht aus, denn zehn Mischwasserüberläufe sind trotzdem noch zehn Überlaufe zu viel! Bei jedem Kanalüberlauf kann es zu einem lokalen Sterben der in den Gewässern vorkommenden Lebensgemeinschaften kommen, was die Berliner Gewässer weiter verändert." erklärt der NABU Berlin weiter. Ob und wie das Problem gelöst wird, zeigt wohl erst die Zukunft. Immerhin wird an Projekten gearbeitet, wie etwa der Bau einer "neuen Riesen-Regentonne", die die überforderte Kanalisation bei Starkregen entlasten soll. Aber auch dieses große Auffangbecken kann nicht alle Probleme lösen und es wird weiterhin zu Überläufen und damit zu Fischsterben kommen.

Quellen:

Kommt es bei Euern Gewässern auch zu Sauerstoffmangel und Fischsterben?
 
Das Fischsterben kann nur verhindert werden, wenn der gesamte Regen der Stadt Berlin aufgefangen und anschließend geklärt wird, doch dafür fehlt der Hauptstadt der Platz.
Ich kenne die Berliner Situation seit 3-4 Jahren nicht mehr. Es wird sich aber seither kaum etwas geändert haben. In ganz Deutschland ist ein Entwässerungsgesuch eine komplexe Angelegenheit, die sauber ausgearbeitet, mit Plänen versehen und umfangreich geprüft wird, Regenwasser soll zudem standortgemäß behandelt werden. In Berlin ist das alles ein besserer Schmierzettel.
Andere Städte sind auch dicht bebaut, in Berlin fehlt es aber zusätzlich noch am Willen, dem Regenwasser-Thema mehr Beachtung als nötig zu schenken.
 
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