Laksos
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Bergfall: Fjordangeln in Mittelnorwegen
Ein Reise-Tagebuch
Ein Reise-Tagebuch
Teil 1
Vorwort
Nach 3 Angelreisen nach Smöla wollten wir im Juli 2008 einen 3-wöchigen Familienurlaub erstmals in Bergfall am Auresund auf der Insel Ertvagoy (Nähe Hitra) verbringen, wo wir auch Filmaufnahmen für eine neue Angel- DVD machen wollten. Dort ist Rolf Kirchhoff dabei, eine neue Hütten-Ferienanlage zu errichten, die ersten 2 Hütten stehen bereits. Da bei unserer Anreise noch einige Arbeiten innerhalb der Hütten zu erledigen waren, stellte uns Rolf kurzerhand eine gemütliche Unterkunft in der Nachbarschaft zur Verfügung, was kein Problem war und in der wir uns ebenfalls sehr wohl fühlten. Innerhalb weniger Minuten waren wir mit dem Auto in Bergfall, von wo aus wir unsere Angeltouren starteten.
Von den anglerischen Bedingungen waren wir begeistert: Das Revier ist sehr windgeschützt, dadurch konnten wir nach Lust und Laune jederzeit alle Angeltage zu 100% zum Fischen ausnutzen. Man hat eher das Gefühl, auf einem großen Binnensee zu angeln. Selbst bei Sturm (auf dem Wasser haben wir am einzigen Sturmtag bis zu 8 Bft Windstärke gemessen) konnten wir auf dem Wasser bleiben und im Schutz eines Felsmassivs weiterangeln. Später hörten wir, dass zur gleichen Zeit auf Smöla Windstärke 12 herrschte und 3 deutsche Angler aus Seenot gerettet werden mussten. Den Rettungshubschrauber sahen wir selbst über uns hinwegfliegen. Innerhalb von 7 Minuten waren wir an der erfolgreichsten Angelstelle. Auch unsere anderen Hotspots waren mit dem Boot innerhalb von 7-20 Minuten zu erreichen. Ein paar andere einheimische norwegische Boote kamen sogar extra von weiter her gefahren, um „vor unserer Haustür“ zu angeln.
Auch von der Fischausbeute waren wir beeindruckt: Wir fingen 11 verschiedene Fischarten, und auf keiner unserer früheren Norwegentouren fingen wir so viele und so große Fische. Wir haben unsere Fische meistens innerhalb von 2-3 Stunden geangelt, nur an 3 oder 4 Tagen wurden schon mal 6-8 Stunden gefischt. Durch die geschützte Lage konnten wir bei Wassertiefen bis 125m viel leichter und feiner Angeln als auf dem offenen Atlantik, was einen Heidenspaß machte und auch den Frauen und Kids gefiel. Großköder wie die Royber Jigs, Giant Jig Heads etc. wurden auch gefischt, doch aufgrund eines offenbar lokalen Überangebots von Massen an kleiner natürlicher Nahrung (3cm-Garnelen, Fischbrut und Kleinfische bis 10 cm) fingen wir die meisten und auch größten Fische mit rel. kleinen Ködern wie Beifängern/Springern/Fliegen und Pilkern von 80-200g. Es kamen zwar auch Bootsruten von 20-30 lbs zum Einsatz, doch auch das leichte Angeln mit Shad- und Spinnruten von 60-80g machte viel Freude.
Wir waren froh, ein transportables Echolot samt Seekartenplotter mitgebracht zu haben. Beides stellte uns AB-Moderatorenkollege „ralle“ dankenswerterweise zur Verfügung. Zumindest ein Echolot ist dort in den Fjorden sehr hilfreich, um die fischträchtigen Unterwasserkanten zu finden und gerade tagesaktuell fängige Tiefenbereiche beangeln zu können. Ein Dank gebührt auch AB-Moderatorenkollege „Kunze“, der uns fast täglich mit den aktuellen Seewetterberichten per SMS versorgte. Ebenfalls von Vorteil war der Service von Rolf, dem Anlagenbesitzer. Er gab uns die regionale Tiedentabelle zur Hand, mit deren Hilfe wir die Höchst- und Niedrigststände von Ebbe und Flut nach der genauen Uhrzeit vorhersagen konnten. Filetiert wurde vorerst an 2 provisorischen Tischen im Freien, bald soll jedoch eine adäquate überdachte Filetiermöglichkeit geschaffen werden.
Alles in allem handelt es sich hier nach unseren jetzigen Erfahrungen um ein optimales Angelrevier, das gleichermaßen gut geeignet und einfach zu beangeln ist für Anfänger, Durchschnittsangler und auch ambitionierte Profis, die hier mit entsprechend ausgerüsteten Booten durch engagiertes Experimentieren beim feinen Angeln den Fangerfolg sicher sogar noch steigern können.
Wir waren aber nicht nur zum Angeln dort, sondern wollten auch Trondheim besuchen, Erkundungen in der Umgebung machen und die fantastische norwegische Natur genießen. Daher kam es uns sehr gelegen, diesmal auf einer durch eine Brücke mit dem Festland verbundenen Insel zu wohnen und von Fährverbindungen unabhängig zu sein. So konnten wir unsere Zeit selbst frei einplanen. Leider hatten wir keine Mountainbikes dabei, mit denen wir zahlreiche Sportbegeisterte über die Landstraßen und auf die Berge fahren sahen, wofür sich die Gegend prima eignet. Auch sahen wir mehrere Tage den Teilnehmern eines hochkarätigen Sommerskiwettbewerbs (Langlaufski auf Rollen) zu, die hier mit mehreren Nationalmannschaften (u.a. auch Deutschland) ihren Sport ausübten.
Der Verlauf unserer Reise gestaltete sich folgendermaßen:
Donnerstag, 10. Juli
Abfahrt bei Nieselregen und bedecktem Himmel um 14 Uhr mit der „COLOR MAGIC“ von COLOR LINE, dem modernsten und größten Fähr-Kreuzfahrtschiff der Welt. Ein absolutes Supererlebnis und gleich zu Reisebeginn eines der ganz großen Highlights! Nach einem Treffen mit dem Eventmanager des Schiffes zur Absprache der Videoaufnahmen genossen wir eine Minikreuzfahrt ohnegleichen, mit leckerem Schlemmen beim Norwegenbuffet und in div. Lokalen und Bars auf der „COLOR MAGIC“ sowie Shoppen in den versch. Bordshops. Abends gab es ein Musical-Showprogramm der Sonderklasse und Abendstimmung auf dem Deck, und vor dem Schlafengehen noch ein beruhigendes TV-Programm in unserer wohnlich und mit allem Comfort eingerichteten Kajüte.
Letztendlich waren wir froh, alles in unserem Pathfinder samt Dachkoffer untergebracht zu haben, was wir für uns 4 (Moni, unsere beiden Jungs Martin und Christian und mich) mitnehmen wollten: 13 Angelruten, 17 Angelrollen, ralles Echolot/Plotterkoffer nebst Geberstange, div. Angelkisten mit allem erdenklichen Tackle, Driftsack, Heilbuttharpune, Funkgeräte, Camping-SAT-Anlage, Westerngitarre, 2 Skateboards, Laptop, versch. Foto- u. Videokameras + Stative, automatische Rettungswesten u. Seenotrettungsmittel, Zollwaren im erl. Rahmen, Lebensmittel u. Getränke für 3 Wochen, Angel-, Freizeit- u. Schlechtwetterkleidung (allein 8 Gummistiefel) für 4 Leute für 3 Wochen, DVD-Player, CD-Radio, 2 Kühlboxen mit insges. erl. 60 Liter Inhalt etc.. Also quasi nur das Allernötigste ... .
Freitag, 11. Juli
Nach 20 Std. Seereise Ankunft der „COLOR MAGIC“ um 10 Uhr morgens in Oslo. Das Wetter bescherte uns leider immer noch grauen Himmel und Nieselregen. Die 600 km Anfahrt nach Bergfall ohne Zwischentanken verlief ohne Probleme und dauerte Dank fehlender Fährverbindungen, auf die wir nicht mehr warten mussten, nur 8 ½ Stunden. Um 18.30 Uhr gab es ein herzliches Wiedersehen mit Rolf und Iwonna, wir hatten uns viel zu erzählen. Nach Beziehen der gemütlichen Unterkunft, Einräumen und dem Abendessen war Nachtruhe.
Samstag, 12. Juli
Später soll die Marina in Bergfall durch einen gesonderten Vermieter betrieben werden, der dann auch die Boote stellt und betreut. Zwischenzeitlich stellt Rolf einstweilen andere angemietete Boote zur Verfügung. So wollten wir also langsam aufs Wasser. Da wir die ersten Angelgäste und die Boote noch nicht in Bergfall waren, erklärten wir uns gerne bereit, die Überführung von 2 Booten über 25 km von Aukan bis Bergfall mit unserem 4er-Familyteam selbst durchzuführen, was kein Problem war. Auf der Autofahrt zur Bootsübernahme fuhren wir über eine neue videoüberwachte und mautpflichtige Brücke mit dem Schild „Don‘t Stop“ (das Autokennzeichen wird fotografiert, Rechnung zugeschickt), wobei man uns erzählte, dass Ausländer keine Rechnung zugeschickt bekommen.
Die beiden offenen GFK-Boote (4,5 und 5,3m mit für das Revier ausreichenden 9,9 PS-Zweitakter-Yamahas) fuhren wir ohne Probleme (für alle Fälle mit unserer Seekarte und ralles Plotter dabei) in 1 ½ Std nach Bergfall. Es war eine schöne Fahrt, und auch das dunkle Wetter spielte mit und hielt die Wellen flach, tlw. spiegelglatt, es regnete auch nicht.
Nach dem Mittagessen wollten Martin und ich „nur mal das Boot testen“ und eine halbe Stunde die Angel reinhalten. Der allererste Angelkurztest brachte mir dann auch gleich einen schönen 70cm-Köhler. Da wir abends noch Grillen wollten, kehrten wir bald um und waren gespannt auf den Sonntag, wo wir endlich richtig Angeln wollten. Inzwischen düste Christian mit dem Skateboard über die kaum befahrene Landstraße durch die Berge und wurde dabei an einer Weide von einem Lama überrascht, was in Norwegen nicht unbedingt zu erwarten war. In der ganzen Gegend ist es normalerweise superstill, wenn nicht gerade der Wind weht. So war Chris schwer irritiert, als er ein Auto hörte und sich mit dem Skateboard an den Straßenrand stellte: Er wartete - und wartete - und wartete - .... bis nach 5 Minuten endlich das Auto auftauchte und vorbeifuhr.
Sonntag, 13. Juli
Ganztägiges Angeln war angesagt! Gleich nach dem Frühstück ging es bei bewölktem Himmel zu viert auf dem größeren Boot an den nur 7 Minuten bzw. 1000m vom Steg entfernten besten Hot Spot, der enge Felsendurchgang (immer noch ca. 300m breit) gleich vor der Hüttenanlage. Den Motor ließen wir beim Angeln laufen, da ab und zu die ein oder andere Jacht oder ein größeres Schiff vorbei fuhr und wir so schneller Platz machen konnten. Der laufende Motor störte uns und die Fische aber nicht weiter. An dem Tag rummste es richtig oft an unseren Ruten, und wir konnten mehrere Köhler um die 90cm mit Stückgewichten von reichlich 10 Pfd drillen, wobei Seltenangler Chris gleich den größten Seelachs fangen konnte.
Am frühen Nachmittag hatten wir genug Fische in der Wanne, also machten wir uns auf den kurzen Rückweg, nachdem wir noch einen riesigen Adler sahen, der von 2 Möwen attackiert wurde. In dem Moment kam uns Rolf mit dem 2. Boot entgegen und hatte Bernd mit an Bord, der gerade mit seiner Frau Erika angereist war. Nach freudiger Begrüßung auf dem Wasser starteten Rolf und Bernd auch gleich einen Angelversuch und fingen bald ebenfalls schöne Köhler und prächtige Schellfische, während wir an den Schwimmsteg zurückschipperten, den Rolf und seine Mitarbeiter nach 1 ½- tätiger Schwerstarbeit gerade frisch am Ufer errichtet hatten. Abends wurde mit Bernd und Erika Wiedersehen gefeiert.
Montag, 14. Juli
Die Küchenbestände mussten vervollständigt, der Bootstank gefüllt, Geld abgehoben und natürlich leckeres Softeis gegessen werden, also fuhren wir mit dem Auto samt Bootskanister zur Tankstelle (18km) und nach Aure (20km) zum Einkaufen. Dort ging es in den COOP-Markt mit Postfiliale und Briefkasten, an den Bankautomaten und in den ICA-Markt nebst Restaurant zum weiteren Einkaufen und Eis essen. Neben landestypischen Speisen wie Reker (große ungepuhlte Krabben), Fischpudding, Lachs, Blaubeereis und Multebeermarmelade, Kuchen etc. gab es eine reichliche Bierauswahl zu zwar höheren Preisen als zuhause, aber immer noch gut bezahlbar.
Nachmittags fuhren wir dann noch mal mit den Booten kurz raus zum Angeln, wobei Martin klasse Pollacks bis knapp 70cm und Köhler und ich ausschließlich Köhler fingen. Im ruhigen Wasser konnten wir einen Schweinswal sehen, der in einem an der Wasseroberfläche kochenden Makrelenschwarm mächtig Musik machte. Inzwischen blieben Moni und Chris zuhause, der mit seiner Westerngitarre neue Stücke für seine Band probte. Abends kamen uns Rolf und Iwonna besuchen, mit denen wir gemeinsam mit Bernd und Erika bis nach Mitternacht leckere Thüringer Bratwürste und feine Schnitzel und Bauchspeck grillten, bis uns die 8‘C draußen irgendwann zu kalt wurden und wir in die Kojen krochen.
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Bitte noch nicht posten! Erst möchte ich jetzt gleich noch ein paar Bilder, dann die Teile 2 und 3 ebenfalls mit Bildern, alles an einem Stück reinstellen. Danke! Ich sag dann, wenn's alles war!