AW: Angeln im Lovatnet
So, unser Urlaub ist vorbei und da in diesem Teil des Forums gerade nicht viel los ist, schreib ich mal ein paar Worte über das Erlebte.
Samstag Nachmittag sind wir in Hogrenning angekommen und haben von einer netten Oma gezeigt bekommen, wo unser zuhause für die nächste Woche steht. Sie hat sich gefreut, das ich ein paar norwegische Worte, wahrscheinlich in falscher Reihenfolge und in fragwürdiger Tonlage zum Gespräch beitragen konnte. Auf die angekündigte Kaution wurde verzichtet.
Wenig später donnerte es! Toll gleich Gewitter, geht ja gut los. Denkste, Erich Du hast mich ja schon vorgewarnt, der Gletscher gegenüber war der Schuldige. Ein echtes Erlebnis wenn dann einige Kubikmeter Eis-Wasser Gemisch den Berg aus ca. 1500 m Richtung Tal verlassen. Wir haben dieses Ereignis während unseres Urlaubs immer mit einer gewissen Ehrfurcht zur Kenntnis genommen.
Zum Haus selbst:
Eigentlich typisch Norwegisch. Viel Holz und Stein kombiniert, die Räume sauber und ordentlich. Den Kamin haben wir auch benutzt, da es an einem Tag recht frisch und feucht war. Im Außen-bereich gibt es eine Sitzmöglichkeit mit Feuerstelle. Das Haus befindet sich einen Steinwurf entfernt vom See. 3 weitere Ferienhäuser sehen noch zur Verfügung. Das gemietete Boot liegt 30m weiter im kleinen Hafen.
Der See:
Der Lovatnet liegt auf einer Höhe von 52m über NN und ist von Bergen mit einer Höhe bis 1800m umgeben. Beschreiben kann man diese krassen Unterschiede kaum, man muss es erlebt haben. Das Wasser ist türkisfarben, was den bereits erwähnten Gletschern entlang des Sees geschuldet ist. Wie tief es hier ist, kann ich nicht sagen, aber ich vermute, das sich die Struktur der Landschaft ähnlich wie bei einem Fjord unter Wasser fortsetzt, so dass ich locker 200 Tiefe vermute. Das Gewässer ist ungefähr 10km lang und max. 1,5 km breit.
Er hat auch eine traurige Geschichte. Im Jahr 1905 löste sich ein „Stein“ von 350000 m² von einem Berg gegenüber und stürzte in den See. Dabei fanden über 50 Menschen den Tod. Die Neubesiedlung erfolgt noch im selben Jahr, wegen des fruchtbaren Bodens. 1936 wiederholte sich die Katastrophe. Der mörderische Kiesel war über ein Mio. m² groß, löste einen Tsunami aus in dessen Folge über 80 Menschen starben.
Schönheit und Tragik liegen eben oft dicht nebeneinander.
Zum Angeln:
Kaum angekommen gab es kein Halten mehr. Flugangel mit einer Nymphe beködert, umgeschaut das keiner zusieht und raus das Ding. Die Aufregung verhalf mir zu einigen Perücken in der Schnur.
Nachdem ich mich ein bischen eingeworfen hatte, kamen neue Gäste und ich wechselte zum Blech, damit sich niemand meine neue Wurftechnik abschauen konnte. Der von mir entwickelte Kaycast ist legendär! Ich kann ihn Euch nicht vorführen, da Ihr nicht über die notwendige Schutzausrüstung verfügt.
Der Wechsel zum Blech brachte Erfolg und die erste typisch bläulich gefärbte Seeforelle durfte bestaunt werden. Auf Grund ihrer Größe wurde sie sofort wieder entlassen.
Am nächsten Tag nahm ich allen Mut und meine Flugangel zusammen. Vor dem geplanten Bootsausflug wollte ich noch eine halbe Stunde vor mich hin „wedeln“. Mit Erfolg!
Die Bachforelle durfte ebenfalls weiterschwimmen.
Unser anschließender Bootsausflug war eine Kombination aus Gegend bestaunen und angeln. Mein Schatz wurde verdonnert auf die 2 Angeln aufzupassen, die ich mit Blinker und Spinner beködert mit Hilfe einer „Kaystärke“ über den See schleppte. Wenig später der erste rabiate Biss, aber der Fisch war zu schnell für meinen Schatz. Nach eine paar weiteren unglücklichen Versuchen konnte sie den ersten Fisch landen. Ratet mal wie groß sie war, richtig genau so „kurz“ wie die anderen.
Alle 5 weiteren gefangenen Forellen waren so maximal 22cm.
In den nächsten Tagen habe ich dann noch größere Schleppköder probiert, die auch attackiert wurden, aber die Lütten blieben glücklicherweise nicht hängen. Größere Exemplare waren Fehlanzeige.
Die angenehmste Angelei gab es am Wasserfall gegenüber. Die Spione, die es auf meine Wurftechnik abgesehen haben, waren weit weg, das angenehme Rauschen des Wassers und die gelegentlichen Erfolge schafften die Athmosphäre, die eigentlich nur wir Angler kennen und wortlos miteinander teilen können. Ihr wisst schon, was ich meine.
Wenn man dabei seinen Träumen zu sehr nachhängt, wird vieles zur Nebensache. So auch die „Rolling Stones“. So schön im Schwung bestieg ich einen von ihnen und die statische Unterbestimmtheit sorgte für mehr Dynamik bei mir. In der Flugphase bot mir meine Frau lautstark Hilfe an. Nach dem Aufschlag lehnte ich dankend ab. Die Angel war heil Puhh!!!
In Folge dieser Einlage hatte ich in den nächsten Tagen Backbord Achtern ein paar Probleme, na ja.
Am Wasserfall konnte ich auch eine Wahnsinns-Bachforelle von sage und schreibe 26cm überlisten. Sie hatte eine unbeschreibliche Kampfkraft.
Unsere Fangerfolge am Lovatnet hielten sich also in Grenzen. Das Ambiente war dafür einzigartig.
Allein hier angeln zu dürfen, fast ungestört ist grandios. Man glaubt, gleich kommt Winnetou und setzt sich ans gemeinsame Lagerfeuer.
Was man sonst noch tun kann:
Wandern kann man natürlich auch. Wir sind zu Kjenndalsbreen gelaufen, insgesamt 22km. Hält jung und macht nen schlanken Fuß. Der Betrieb dort ist überschaubar und wenn man es einmal geschafft hat, ein toller Anblick.
Für die Bergsteiger gibt es das Skalatarnet (1800m) und die Lodalskapa (2000m).
Pilze und Beeren (Himbeeren am Haus, Blaubeeren oberhalb) gabs natürlich auch.
Unterwegs trafen wir eine junge Familie mit einem Sohn so ca. 12 Jahre alt. Sie fragten, was man denn hier so alles machen kann, schließlich wäre es furchtbar langweilig und wenn man das vorher gewusst hätte ect. ect. Wenn ihrs nicht fühlt, ihr werdets nie erjagen!
Ich sagte in Ruhe für mich gibt’s nichts Langweiligeres als überfüllte Städte, Rummel und Ami-Aktion-filme. Ohne unsere Bekanntschaft zu vertiefen zogen sie weiter. Zum Glück sind die Menschen verschieden!
Mein Fazit:
Ein Traumurlaub. Eine Woche, die ich nicht missen möchte. Auch wenn die Fische nicht groß waren, so hat das Angeln trotzdem Spaß gemacht. In der anschließenden Woche am Fjord hatte ich noch öfter eine krumme Rute. (-:
Das Angeln im Lovatnet ist übrigends für jedermann kostenfrei. Man kann mit Rute, Otter und sogar mit Netz fischen.
Wer es bis hierher geschafft hat, dem danke ich fürs Lesen und hoffe, es hat Euch Spaß gemacht. Wir werden bestimmt mal wieder hierher zurückkommen. Die Kombination See und Meer ist gut gelungen.
Petri Kay