AW: Angeln auf der Weltumseglung
Hallo iodemo!
Ich bin schon übern Bach gesegelt und kann dir versichern,das du,einmal im Passat,mit einer Rute schlechte Karten hast. Sagen wir mal so,es ist schier unmöglich!
Lass mich kurz erklären: Wenn ihr vorm Passat von Ost nach West segelt,habt ihr in der Regel Wind von 4-8 Bft von achtern. Unter 4 Bft ist das Boot meist eh zu langsam zum Schleppen. Sicherlich kannst du bei Flaute spinnen oder pilken,wird dir aber auf den Sack gehen bei der Hitze und keinen Bissen. Also stell dir vor,ihr segelt bei WS 6 - 7 und es steigt eine grosse Dorade wenn nicht gar ein starker Marlin ein! Ihr lauft vielleicht mit 10 oder mehr Knoten vor dem Wind. Was willst du jetzt machen? Das Angelzeug für so was gibt es glaube nicht. Du kannst nicht bremsen und hast bei voller Fahrt einen starken Hochseeräuber hinterm Heck. Beidrehen ist auch Quatsch,denn dann hast du den Fisch vorn und die Schnur läuft über Deck und Aufbauten. Dann vergiss bitte nicht,das auf dem Atlantik in der Passatregion bei Starkwind eine beträchtliche Dünung herrscht. Da dreht man nicht einfach mal bei und geht durch den Wind,um schnell einen Fisch zu fangen. Ausserdem ist das kein Zeichen von guter Seemannschaft,denn ihr seid in erster Linie Segler mit einem Ziel,also einem klaren Auftrag,und keine Hobby-Hochseefischer auf einem PS-starkem Big-Game-Fishing-Boat mit erfahrenem Skipper samt Crew. Du hockst im Cockpit einer seegehenden Segeljacht und nicht angeschnallt auf einem Kampfstuhl!
Nun die gute Nachricht: Du wirst Fische fangen,von denen andere nur träumen. So viele und so oft du willst.
Hier erkläre ich dir kurz meine Ausrüstung zum Fischen auf hoher See.
Versuche,fünfhundert Meter geflochtene Nylonleine in 4-5mm Stärke und einem Reck von mindestens 25% zu besorgen. Ich hole meine immer direkt in einer Seilerei meines Vertrauens,sonst beim Shipchandler. Dann 1,5-2 mm starkes Stahlvorfach in ausreichender Menge,dazu sehr stronge Hochseewirbel und jede Menge Gummioktopusse in mehreren Farben (viele blaue) mit GROSSEN Augen welche noch schön rasseln.
Ausser der Leine bekommst du alles sehr günstig auf den Kanaren,von wo aus ihr ja sicher für den grossen Törn in See gehen werdet. (Falls ihr die Kapverden anliegt,dort ist die Auswahl dürftig und teuer) Kauf auf jedem Fall VIEL mehr als du denkst zu brauchen. Die Verlustrate ist hoch und bei einer Weltumseglung hast du eh nie genug. Ich habe beim ersten mal gelernt und später konnte ich dann auch mal etwas verschenken. Wenn ihr allerdings in der Karibik auf die American Virgin Islands geht,da ist das Zeug noch billiger.
So,nun zum eigentlichen Schleppen selber.
Bringe soviel Leine aus,das sich der Köder,wenn du auf einem Wellenkamm bist hinter dem achteren WK befindet. Dann fiere oder hole so lange,bis der Köder immer wieder mal die Oberfläche durchbricht. Dann belegst du die Leine an einer achteren Klampe und holst 3-4 Meter wieder. Dort hängst du einen 1,5 m langen 18er oder 20er Gummistropp ein,dessen anderes Ende ebenfalls an der Klampe fest ist. Das ist dein Bissanzeiger und vor allem ein Puffer bei der ersten Wucht des Bisses. Den Rest erledigt dann das Reck von der Leine.
Mein Vorfach ist ca. 2-3m lang und ist zur Leine wie zum Köder mit Wirbeln verbunden. (Kaufe dir eine gute Presszange und genug Hülsen)
Die beste Angelzeit ist,solange ihr gegen die Sonne segelt,also der zweite Teil des Tages (je nach eurer Bordzeit). Ich denke,da sind sie nicht so argwöhnisch und schnappen schnell und entschlossen zu.
Du wirst in erster Linie Doraden,Thune und Marlins fangen. In Küstennähe auch Barrakudas.
Dann wirst du viele Bisse haben,wo es einfach knallt und das schwächste Glied deiner Montage fliegt weg. Das ist aber nicht schlimm,denn Fische,welche deutlich grösser sind als du,würde ich einfach ausserbords lassen. Bedenke,du musst den Burschen im engen Cockpit überwältigen und töten. Bei Verletzungen ist der nächste Doc am Ende der Welt!! Auch das gehört zu guter Seemannschaft: Risiken erkennen und vermeiden.
Ich habe etliche grosse Marline und Thune am Heckkorb abgeschnitten...
Über den Drill musst du dir keine Sorgen machen,den erledigen Boot und Leine. Du holst den Fisch ruhig und bestimmt Hand über Hand zu dir. Landung mit Gaff,geht auf einer Yacht leider nicht anders.
Bei einem grossen Fischen erst mal eine rauchen und ihn weit weg vom Boot austoben lassen. Wenn er dabei aussteigt,hättest du ihn sowieso nicht bekommen. Und binde dich unbedingt an!!
Wenn du ihn dann fast im Boot hast,könnt ihr schon die Pfannen oder das Backrohr anheizen. Nirgenst auf dieser Welt wirst du besser und frischer Fisch essen als mitten auf dem Ozean bei voller Fahrt unter gut getrimmten Segeln! Die Fische sind zumeist so gross,das sich ein Ausnehmen erübrigt. Die Filets sind mehr als reichlich. Der Rest geht über Bord und nährt mal die Gesellen,welche sonst die Opfer der Obersten der Nahrungskette sind. Bei einer durchschnittlichen Tiefe zwischen 4000-5000 Metern kommt auch ein grosser Kadaver nicht auf dem Grund an.
Wenn du kleine Fische fangen willst,wird es auf hoher See nicht so einfach. Die sind eigentlich so gut wie nicht vorhanden. Die Hauptnahrung der Räuber sind in erster Linie Kopffüsser und fliegende Fische. Diese kannst du mit Glück am frühen Morgen auf Deck einsammeln,wenn sie des Nachts gegen die Segel geflogen sind. Die grössten Chancen hierfür hat man allerdings auf Halbwind -oder- Amwindkursen. Fliegende Fische sind sehr lecker und auf einigen Karibikinseln eine Spezialität.
Ich hoffe,ich habe dich nicht gelangweilt und konnte dir etwas helfen.
Angelscheine brauchst du übrigens keine.
Mast und Schotbruch sowie solche Eindrücke,die mein Avatar zeigt,wünscht dir Maik