AW: Angeln an der Weser?
Moin,
da ich auch die Weser beangle könnt ich auch noch was erzählen.
Ich angle an der Unterweser im Bereich Bremen. Am liebsten gehe ich dabei "City-Angeln", denn gerade im Innenstadtbereich unter Brücken und Pfeilern, z.B an der Schlachte habe ich schon gut gefangen. Ich nenne keine genauen Stellen, aber in der Regel sind die fängigen Spots die, von denen man es auf keinen Fall erwarten würde. Leider auch die, wo man meist extrem viele Zuschauer hat. Einfach mal an der Weser entlang marschieren und überall da reinhalten, wo man instinktiv denkt: "Nee, hier kann man doch nicht angeln!" An solchen Stellen gibt es nicht selten Zander und Barsche. Hechte sind an solchen Spots praktisch keine zu finden, so daß man ohne Stahlvorfach angeln kann.
Ich beangle ein gutes Stück der Unterweser im Citybereich seit Jahren und was mir bis dahin an anderen Spinnfischern über den Weg gelaufen ist, kann ich an einer Hand abzählen. Das liegt auch u.a daran, daß diese City-Bereiche der Weser größtenteils extrem schwer zu beangeln sind. Wer es probiert hat, hat meist frustriert aufgegeben. Auch kommen viele wohl garnicht erst auf die Idee, an solchen Stellen zu angeln. Denn der ganze Grund ist bedeckt mit dicken Steinbrocken (wer aus HB kommt, weiß wovon ich rede). Wenn man mit dem Köder den Grund auch nur leicht berührt ist er in 99% der Fälle schon weg, solche Hänger lassen sich auch nur in den seltensten Fällen lösen, auch mit sehr starker Schnur schafft man es kaum die schweren Brocken umzudrehen und den Köder zu befreien. Ein weiterer Nachteil ist, daß an den meisten Stellen (mal abgesehen von Spundwänden, Brücken usw.) das Ufer sehr flach abfällt.
Aus diesen Gründen muß man seine Technik stark auf die schwierigen Verhältnisse und Hängerträchtigkeit einstellen. Jeglichen Grundkontakt sollte man vermeiden. Ich persönlich beangle meine Stellen nur noch mit möglichst günstigen Mitteln. Also Shads und Twister auf leichten 7gr. Köpfen. Bloss keine teuren Wobbler und Spinner. Ich verzichte auf Vorfach, Wirbel, Angstdrillinge etc. Geht eh früher oder später alles verloren, das ist alleine die Bastelei nicht wert, vom Geld ganz zu schweigen. Der Jighaken wird direkt an die Hauptschnur geknotet. Abgesehen von den Wintermonaten würde ich kleine Köder nehmen, Kopytos 8cm und Sandras 9cm. Ich habe an Farben schon einiges durchprobiert, aber Fluogelb und Schwarz funktioniert immer. Das Wasser ist extrem trüb. Deswegen kann man sogar in der Mittagszeit schöne Zander fangen. Diese stehen auch nicht unbedingt tief, Zanderbisse an der Oberfläche oder direkt vor den Füßen sind keine Seltenheit!
Ich zupfe den Jig meistens leicht durchs Mittelwasser, worauf ich einfach die meisten Bisse bekomme. Um das gefühlvoll machen zu können ist leichtes Gerät absolute Pflicht. GuFi-Rute 5-25 oder 10-30gr. Nach dem Auswurf hat man höchstens ein paar Sekunden, bis man mit dem Kurbeln beginnen sollte. Sofort die Rute im schrägen Winkel halten und dabei langsam Einkurbeln. Ich erlebe die Zander und Barsche dort übrigens die meiste Zeit als extrem beisswütig, der Einstieg kommt meistens ziemlich hart. Die Bremse kann man getrost stark einstellen und mit dem Anhieb darf man keinesfalls warten. Beim Biss sofort hoch damit. Lange Drills sind eher die Ausnahme. Wer zögert verliert den Fisch. Ich habe schon zu verschiedensten Jahres und Tageszeiten und Wasserständen gefischt. Es gibt keine Zeit, wo ich sagen könnte: da fängt man nie etwas. Aber auflaufendes Wasser kurz vor dem Höchststand ist oft eine heisse Phase, Zander fängt man vermehrt so ab 19h.
Weite Würfe lohnen sich übrigens überhaupt nicht, in der Strömung habe ich noch nie etwas erwischt, zur Mitte hin fließt der Fluß auch sehr schnell, die Unterweser hat eine enorme Tidenströmung. Die Fische stehen bei Hochwasser teilweise so nah am Ufer, daß man überhaupt nicht werfen muss. Ausschau halten sollte man z.B nach gegenläufigen Strömungen an Buhneköpfen, das sind meist gute Stellen. Wenn man dann die Möglichkeit hat sicher parallel zum Ufer auszuwerfen ist die Stelle schonmal nicht schlecht.
Wenn jemand mal Lust hat ein bißchen Cityangeln in Bremen zu betreiben und Tips braucht, gerne PN an mich. Wenn ich Zeit habe komme ich auch mit.
Allerdings vorweg: Das Angeln ist die ersten Male sehr frustrierend, weil man erstmal jede Menge Köder verliert. Wenn man den Dreh aber einmal raushaut schafft man auch nen Angeltag mit nur einem einzigen Hänger und Fische satt. Zander kann man so bis 60cm fangen (keine Riesen), dafür sind die Barsche oft schön fett und groß und können auch mal die 4 Pfund-Marke übertreffen.
Denn hier kommen wir wieder zum Vorteil: es gibt reichlich Fisch an den richtigen Stellen. Man geht nicht als Schneider nach Hause, wenn man erstmal weiß, wann und wo etwas geht.
Uff, lang geworden, sorry, aber vielleicht kann ja jemand etwas damit anfangen.