AW: Alleine Nachtangeln?
Da ich dieses Jahr nach ca. 16 Jahren Pause wieder mit dem angeln anfange habe ich schon einige Wochen hier im Forum gestöbert, ich finde den Nachtangeln Thread besonders interessant. Das sind ja wirklich haarsträubende Lagerfeuer Storys.
Ich habe mir für dieses Jahr eine Karte für einen großen Privatsee (19 ha) geholt, diesen See kenne ich noch von früher und spiele natürlich auch mit dem Gedanken nachts allein zu angeln. Allerdings sind mir beim Lesen der ganzen Geschichten auch eigene Erlebnisse wieder eingefallen.
Damals als sich das alles zugetragen hat, habe ich mit einem leider schon verstorbenen Kumpel immer nachts an einem Vereinsgewässer genangelt, das war ein kleiner See am Rande einer Kleinstadt. Man würde meinen dort sagen sich Hase und Fuchs gute Nacht und es ist alles friedlich, dem war aber nicht so und jetzt als Erwachsener kann ich sagen das wir beide ziemlich leichtsinnig waren.
Der Grund warum wir immer wieder an den See gefahren sind, waren die Aale und die Tatsache, dass alle anderen Vereinsmitglieder sich an diesem Teich nur Köderfische gefangen haben. Es gab in diesem kleinen Gewässer jede Menge Aale, Schleien, Karpfen und Hechte, die Verlockung war also groß, es gab Fische in Hülle und Fülle.
Erlebnis 1:
In einer schönen Sommernacht sind ich und mein Kumpel beim Aalangeln eingepennt, vielleicht war auch das Bierchen schuld aber es ist ja normal dass man beim Nachtangeln teils einnickt oder in einer Art Dämmerzustand auf die Leuchtpose starrt. Ich wurde plötzlich wach und hatte ein ungutes Gefühl, konnte aber noch nichts erkennen. Als ich mich wieder aufgerichtet hatte (Zelt oder ähnliches hatten wir nicht ) sah ich eine schwarze Gestalt die vor einer unserer Angeln hockte, ich verhielt mich erstmal so still wie möglich und war total perplex. Als ich genauer hinsah, bemerkte ich dass die schwarze Gestalt die Angel sogar in der Hand hielt und kurbelte. Ohne nachzudenken bin ich dann aufgesprungen und habe wohl einen Mann angebrüllt, was er da tut. Davon wurde natürlich auch mein Kumpel wach und wir haben dann beide richtig losgewettert. Der Typ stand auf, entschuldigte sich mit dem Argument er wolle nur spazieren gehen und verschwand sofort. Wäre einer von uns allein gewesen, hätte die Geschichte vielleicht einen anderen Ausgang.
Erlebnis 2:
An dem gleichen kleinen Gewässer saßen ich und ein paar Freunde, natürlich wieder einmal beim Aalansitz. Neben dem Teich waren eine Scheune und ein kleiner Parkplatz, ansonsten nur Straße und Felder. Mitten in der Nacht fuhr plötzlich ein Auto auf den Parkplatz, danach immer weiter in unsere Richtung am Ufer entlang. Ab einer gewissen Entfernung haben die das Fernlicht eingeschaltet, wir wurden geblendet und es stiegen Leute aus. Das beste was uns damals einfiel war wegrennen und zwar schnell, ein Freund und ich lagen zum Schluss flach auf einem Acker und wollten die Polizei rufen, haben uns dann aber entschieden meine Eltern zu benachrichtigen. Als wir später wieder mit mehr Leuten zum Teich zurück kamen haben wir unsere Angeln gesucht, es ist erstaunlicherweise nichts geklaut worden aber die Ruten schwammen alle im Wasser. Wer das gewesen ist oder warum weiß ich bis heute nicht, ich meine mich zu erinnern das später bei der Polizei noch Anzeige gegen Unbekannt erstattet worden ist.
Erlebnis 3:
Als der nächtliche Hunger kam haben mein Kumpel und ich einen Fertiggrill aufgebaut und Bratwurst gegrillt, allerdings wohl nicht für uns, denn als wir kurz weg waren und wiederkamen sind die Würste vom Grill geklaut worden. Völlig geschockt haben wir darauf hin mit der Taschenlampe überall hin geleuchtet und konnten ein paar Wurststückchen im Gebüsch entdecken. Da gehen einem komische Dinge durch den Kopf und man könnte echt vom Glauben abfallen. Zu dem Zeitpunkt wussten wir noch nicht das verwilderte Katzen in der Nähe des Teiches gelebt haben, später wurde sogar ein Katzenbaby in der Nähe gefunden und zum Tierarzt gebracht.
Neben diesen Horror Storys gab es auch tagsüber manchmal komische Gesellen die einen beim Angeln besucht haben, gefährlich sind die aber nicht gewesen. Trotzdem ist einem manchmal ein Schauer über den Rücken gelaufen, sogar Messer wollte man mir einmal verkaufen.
Auch andere Vereinsmitglieder hatten damals Probleme an diesem Gewässer, ein Aufseher hat mal einen Schwarzangler erwischt und ist danach baden gegangen. Auch hier wurde die Polizei alamiert und es gab wohl auch eine Anzeige. Da der Teich neben einem Wohnheim für Asylbewerber lag wurden sehr oft Schnüre gelegt. Wenn Forellen im Teich waren hat man die natürlich auch springen sehen und die Verlockung muss groß gewesen sein ein paar davon abzugreifen.
Der See an dem ich dieses Jahr angeln werde ist ziemlich abgelegen, allerdings ist der Besitzer ein großer Fischzüchter der direkt am Seeufer wohnt. Die gesamte Fläche ist Privatgelände und es gibt freilaufende Hunde. Ein bisschen mulmig ist mir aber trotzdem, der Vorteil ist das an dem Teich praktisch direkt vom Auto aus gefischt wird.
Das was ich früher erlebt habe hätte man vielleicht irgendwo am Rheinufer erwartet, aber nicht an einem Kleinstadttümpel in einer eigentlich sonst sicheren Gegend. Ein großes Problem sind sicher immer die Knicklichtposen gewesen, die man ja schon von weitem sehen konnte.
Es ist manchmal wirklich haarsträubend was man nachts an einem See erleben kann, da könnte man das Angeln fast als Extrem-Sport bezeichnen. Die Geschichten von einigen Anglern könnten glatt eine ganze Akte X Staffel füllen.