spin-paule
kocher-jagst
Spin-Paule-Report1:
Schon viele Jahre wohne und fische ich am hessischen Rhein. Anfangs tat ich mich schwer, diesen riesigen Strom kennen zu lernen. Ich informierte mich bei den Rheinanglern hier im Forum, las Unmengen Berichte, befragte Angler vor Ort und verbrachte rund 500 Stunden/Jahr mit der Spinnrute am Wasser. Nach und nach gibt der Vater Rhein einige seiner Geheimnisse preis und ich freue mich stets auf´s Neue, wenn ich die riesigen Buhnenfelder, Häfen und Altarme nach Räuber abfische.
25 Anglerjahre jedoch habe ich in Hohenlohe bei Kocher und Jagst verbracht und nach Jahren der Heimat-Abstinenz hatte ich gestern endlich wieder das Vergnügen ein herrliches Stück Jagst (zwischen Kirchberg und Mulfingen) nach Herzenslust zu befischen. Ich kenne das Gewässer aus früheren Jahren und hatte dort einige Male ausgezeichnete Hechtfänge. Von dieser Tour möchte ich nun berichten:
Aussentemperatur rund 10° C, ein leichter Nebel hatte sich ins Jagsttal gelegt. Unter einer Brücke klatschte gegen 06.30 Uhr der erste Spinner (5er Mepps Lusox) auf die Wasseroberfläche. Irgend etwas war komisch und nach einem weiteren Wurf bemerkte ich den Grund. Ich war noch mit meiner 3m-Rhein-Gerte unterwegs und diese Länge ist für das zugewucherte Ufer der "kleinen" Jagst einfach zu unpraktisch. Ich also zurück ans Auto, meine 2,70m-Rute flott gemacht und ab unter die Brücke. Ahhh... viel besser! Aber Hecht? - Fehlanzeige. Und wenn schon keinen Esox, dann wo bitte schön sind die Groß-Barsche? Oder wenigstens ´nen fetten Döbel? Nichts! Vielleicht ist mein Spinner doch etwas zu überdimensioniert, dachte ich und wechselte zum 4er Aglia. Aber auch der kleinere Spinner brachte nichts.
Am anderen Ufer mündet ein schnellfliessender Mühlbach wieder in die Jagst. Früher war das rund 50m lange Stück immer für ´ne Forelle gut. Also wechselte ich die Flußseite und die Spinnrute (nun 2,40m, 25er Mono), befestigte einen 1er Black Fury und pirschte mich an den Mühlbach. Ich hatte bereits die Hälfte der Strecke abgesponnen und ich begann schon zu zweifeln, als aus dem Nichts ein knallharter Biß kam. Mann, dachte ich, wenn das eine Forelle ist, dann ist es ein Monster. Meine 25er Schnur kam schnell an ihre Grenze. Ich mußte den Fisch ziehen lassen und dieser raste in Richtung Mündung an mir vorbei. Die Bremse knarrte laut und da der Fisch unter Spannung nicht ein einziges Mal zur Wasseroberfläche wollte, wie ich es von Forellen her kenne, hegte ich einen Verdacht, der sich dann einige Minuten später bestättigte. Eine Barbe von 62cm (!) hatte den Spinner gepackt. Wow! Was ein Drill! O.K. - heute keine 25er Mono mehr - und wechselte sicherheitshalber wieder auf 17er Fireline. Da ich nun auf der anderen Seite des Flusses stand, wollte ich das Wasser hinter der Brücke nochmals abfischen. Aber jetzt war die Entfernung zu den tiefen Stellen doch etwas groß und ich montierte aus Gewichtsgründen einen schweren Effzett-Blinker. Als der erste Wurf auf die Oberfläche traf, dauerte es keinen Wimpernschlag und ein großes Hechtmaul schoss aus dem Wasser - leider wenige cm am Blinker vorbei. Meine Adrenallinhaushalt geriet aus den Fugen und ich legte noch ettliche Würfe nach. Doch nichts geschah.
Schweren Herzens verlies ich die Stelle und wanderte flussaufwärts zu einem ruhigen Stück Wasser, mit einigen tiefen Abschnitten (tief = ca. 1m!). Da das Ufer üppig bewachsen ist und ettliche Bäume in und über den Fluß hineinragen entschied ich mich für ´nen 6cm schwimmenden Wobbler, da ich diesen recht gut zu den hechtträchtigen Stellen unter die Bäume driften lassen kann. Also - anpirschen, auswerfen, driften lassen, sachte einholen und dabei den Wobbler und mich selbst zwischen Stock und Stein manövrieren... was für eine "Arbeit" und wie "bequem" ist doch der Rhein, dachte ich. Nicht ohne Erfolg arbeitete ich mich Stück für Stück flussaufwärts. 5 Döbel zwischen 40 und 50cm, 2 Barsche um die 25cm und eine Mini-Forelle hatten den Wobbler zum Fressen gern. Nach einem guten Kilometer endete der tiefe Abschnitt und ich machte erst mal Mittagspause (standesgemäß mit den einzigartigen schwäbischen Butterbrezeln und Hausmacher Leberwuscht-Weckle!).
Frisch gestärkt setzte ich meine Tour fort. Es folgte eine Strecke mit Stromschnellen, mit einer max. Wassertiefe von ca. 30cm, hinter den großen Steinen auch mal etwas tiefere Gumpen. Ein ideales Forellenwasser. Ich jagte meinen 1er Black Fury durch die Wellen und erwischte wieder eine Mini-Forelle und einige kleine Döbel. Dann ein Paukenschlag! Aus einem kleinen Gumpen heraus attakierte ein Großer meinen Spinner. Wieder konnte ich nicht erkennen, was es für einer war. Er zog mit einem Affenzahn stromabwärts und drohte meine Schnur in die tiefhängenden Äste zu verwickeln. Ich musste wegen der starken Strömung einfach nachgeben und um der drohenden Gefahr auszuweichen blieb mir keine andere Wahl als in die Mitte des Flusses zu treten. Natürlich ohne Gummistiefel! Ich lief dann im Flussbett stromabwärts bis zu der Stelle, an der die Stromschnellen durch das tiefere und ruhigere Wasser abgelöst wird. Dann die "Enttäuschung": wieder war es ein Döbel, aber diesmal hatte er stattliche 59cm und war dick und fett!
Na gut, dachte ich, dann eben heute keine Forellen und keinen Hecht. Jetzt erstmal in die Sonne und trocknen. Dazu wechselte ich nochmal die Angelstelle, einen 90° Knick mit großer Bucht und tiefem Wasser, und legte, entgegen meinen Gewohnheiten als 99%er Spinnfischer, 2 Ruten auf Grund mit Wurm auf 5er Haken (meine 20g Grundbleie hatte ich noch aus alten Tagen - am Rhein wird sowas wohl eher nur als Posenbeschwerung benutzt). So trocknete ich langsam vor mich hin. Nur gelegentlich ein kleiner Biss. Ein paar Gründlinge, Rotaugen und jede Menge Kleindöbel. Der Tag verstrich, ich war getrocknet, hatte einen leichten Sonnenbrand und obwohl mein Ziel, einen Hecht zu fangen, nicht erreicht wurde, war ich glücklich mit dem was ich gesehen und erlebt hatte und packte meine Koffer.
Liebe Jagst... ich komme wieder!!!
Spin-Paule
Schon viele Jahre wohne und fische ich am hessischen Rhein. Anfangs tat ich mich schwer, diesen riesigen Strom kennen zu lernen. Ich informierte mich bei den Rheinanglern hier im Forum, las Unmengen Berichte, befragte Angler vor Ort und verbrachte rund 500 Stunden/Jahr mit der Spinnrute am Wasser. Nach und nach gibt der Vater Rhein einige seiner Geheimnisse preis und ich freue mich stets auf´s Neue, wenn ich die riesigen Buhnenfelder, Häfen und Altarme nach Räuber abfische.
25 Anglerjahre jedoch habe ich in Hohenlohe bei Kocher und Jagst verbracht und nach Jahren der Heimat-Abstinenz hatte ich gestern endlich wieder das Vergnügen ein herrliches Stück Jagst (zwischen Kirchberg und Mulfingen) nach Herzenslust zu befischen. Ich kenne das Gewässer aus früheren Jahren und hatte dort einige Male ausgezeichnete Hechtfänge. Von dieser Tour möchte ich nun berichten:
Aussentemperatur rund 10° C, ein leichter Nebel hatte sich ins Jagsttal gelegt. Unter einer Brücke klatschte gegen 06.30 Uhr der erste Spinner (5er Mepps Lusox) auf die Wasseroberfläche. Irgend etwas war komisch und nach einem weiteren Wurf bemerkte ich den Grund. Ich war noch mit meiner 3m-Rhein-Gerte unterwegs und diese Länge ist für das zugewucherte Ufer der "kleinen" Jagst einfach zu unpraktisch. Ich also zurück ans Auto, meine 2,70m-Rute flott gemacht und ab unter die Brücke. Ahhh... viel besser! Aber Hecht? - Fehlanzeige. Und wenn schon keinen Esox, dann wo bitte schön sind die Groß-Barsche? Oder wenigstens ´nen fetten Döbel? Nichts! Vielleicht ist mein Spinner doch etwas zu überdimensioniert, dachte ich und wechselte zum 4er Aglia. Aber auch der kleinere Spinner brachte nichts.
Am anderen Ufer mündet ein schnellfliessender Mühlbach wieder in die Jagst. Früher war das rund 50m lange Stück immer für ´ne Forelle gut. Also wechselte ich die Flußseite und die Spinnrute (nun 2,40m, 25er Mono), befestigte einen 1er Black Fury und pirschte mich an den Mühlbach. Ich hatte bereits die Hälfte der Strecke abgesponnen und ich begann schon zu zweifeln, als aus dem Nichts ein knallharter Biß kam. Mann, dachte ich, wenn das eine Forelle ist, dann ist es ein Monster. Meine 25er Schnur kam schnell an ihre Grenze. Ich mußte den Fisch ziehen lassen und dieser raste in Richtung Mündung an mir vorbei. Die Bremse knarrte laut und da der Fisch unter Spannung nicht ein einziges Mal zur Wasseroberfläche wollte, wie ich es von Forellen her kenne, hegte ich einen Verdacht, der sich dann einige Minuten später bestättigte. Eine Barbe von 62cm (!) hatte den Spinner gepackt. Wow! Was ein Drill! O.K. - heute keine 25er Mono mehr - und wechselte sicherheitshalber wieder auf 17er Fireline. Da ich nun auf der anderen Seite des Flusses stand, wollte ich das Wasser hinter der Brücke nochmals abfischen. Aber jetzt war die Entfernung zu den tiefen Stellen doch etwas groß und ich montierte aus Gewichtsgründen einen schweren Effzett-Blinker. Als der erste Wurf auf die Oberfläche traf, dauerte es keinen Wimpernschlag und ein großes Hechtmaul schoss aus dem Wasser - leider wenige cm am Blinker vorbei. Meine Adrenallinhaushalt geriet aus den Fugen und ich legte noch ettliche Würfe nach. Doch nichts geschah.
Schweren Herzens verlies ich die Stelle und wanderte flussaufwärts zu einem ruhigen Stück Wasser, mit einigen tiefen Abschnitten (tief = ca. 1m!). Da das Ufer üppig bewachsen ist und ettliche Bäume in und über den Fluß hineinragen entschied ich mich für ´nen 6cm schwimmenden Wobbler, da ich diesen recht gut zu den hechtträchtigen Stellen unter die Bäume driften lassen kann. Also - anpirschen, auswerfen, driften lassen, sachte einholen und dabei den Wobbler und mich selbst zwischen Stock und Stein manövrieren... was für eine "Arbeit" und wie "bequem" ist doch der Rhein, dachte ich. Nicht ohne Erfolg arbeitete ich mich Stück für Stück flussaufwärts. 5 Döbel zwischen 40 und 50cm, 2 Barsche um die 25cm und eine Mini-Forelle hatten den Wobbler zum Fressen gern. Nach einem guten Kilometer endete der tiefe Abschnitt und ich machte erst mal Mittagspause (standesgemäß mit den einzigartigen schwäbischen Butterbrezeln und Hausmacher Leberwuscht-Weckle!).
Frisch gestärkt setzte ich meine Tour fort. Es folgte eine Strecke mit Stromschnellen, mit einer max. Wassertiefe von ca. 30cm, hinter den großen Steinen auch mal etwas tiefere Gumpen. Ein ideales Forellenwasser. Ich jagte meinen 1er Black Fury durch die Wellen und erwischte wieder eine Mini-Forelle und einige kleine Döbel. Dann ein Paukenschlag! Aus einem kleinen Gumpen heraus attakierte ein Großer meinen Spinner. Wieder konnte ich nicht erkennen, was es für einer war. Er zog mit einem Affenzahn stromabwärts und drohte meine Schnur in die tiefhängenden Äste zu verwickeln. Ich musste wegen der starken Strömung einfach nachgeben und um der drohenden Gefahr auszuweichen blieb mir keine andere Wahl als in die Mitte des Flusses zu treten. Natürlich ohne Gummistiefel! Ich lief dann im Flussbett stromabwärts bis zu der Stelle, an der die Stromschnellen durch das tiefere und ruhigere Wasser abgelöst wird. Dann die "Enttäuschung": wieder war es ein Döbel, aber diesmal hatte er stattliche 59cm und war dick und fett!
Na gut, dachte ich, dann eben heute keine Forellen und keinen Hecht. Jetzt erstmal in die Sonne und trocknen. Dazu wechselte ich nochmal die Angelstelle, einen 90° Knick mit großer Bucht und tiefem Wasser, und legte, entgegen meinen Gewohnheiten als 99%er Spinnfischer, 2 Ruten auf Grund mit Wurm auf 5er Haken (meine 20g Grundbleie hatte ich noch aus alten Tagen - am Rhein wird sowas wohl eher nur als Posenbeschwerung benutzt). So trocknete ich langsam vor mich hin. Nur gelegentlich ein kleiner Biss. Ein paar Gründlinge, Rotaugen und jede Menge Kleindöbel. Der Tag verstrich, ich war getrocknet, hatte einen leichten Sonnenbrand und obwohl mein Ziel, einen Hecht zu fangen, nicht erreicht wurde, war ich glücklich mit dem was ich gesehen und erlebt hatte und packte meine Koffer.
Liebe Jagst... ich komme wieder!!!
Spin-Paule