Karstein
Uuuund tschüss.
Die Gemüter erhitzen sich über die Neuregelung unserer Nachbarn, keiner will es wahr haben oder gar anerkennen - aber immerhin gibt es nun mal dieses Gesetz (?) oder zumindest die Bestimmung, welche(s) jeder Norwegenreisende Angler nun einmal zu befolgen hat, will er nicht in Unsicherheit den Heimweg antreten oder sogar drakonische Strafen bei der Heimreise erleben.
Wir waren durch unseren dreiwöchigen Urlaub vom 17.06. bis 08.07. in Mittelnorwegen direkt von dieser Neuregelung betroffen. Was uns auch nichts ausmachte, denn wir kennen unseren heimischen Verbrauch an Filets und vertilgen zu Zweit (Tanja und ich) wirklich nicht mehr Fisch, als es 30 Kilo mitzuschleppen lohnt. Mal von unseren mitreisenden Eltern abgesehen, die ihren Teil natürlich auch mitnehmen. Selbst kleine Freundschaftsgaben an unsere Freunde ließen sich immer damit abdecken.
Soll auch nicht das Thema sein - denn wir waren jetzt, wie erwähnt, drei Wochen dort oben. Kannten schon alle Fangplätze und testeten neue Spots. Anbei ein paar Tipps, wo die ganzen Fische bleiben können, die "leider" mal bei intensivem Angeln an den Haken gehen.
Releasen
Ist in Norwegen nun mal erlaubt (wie in fast allen Ländern, bis auf Deutschland) und ist die einfachste Maßnahme überhaupt! Sauber im Maulwinkel gehakte Fische, welche in geringen Tiefen bis um die 40 Meter gefangen und nicht allzu schnell an die Oberfläche gebracht werden, werden es mit einem Schwanzflossenschlag danken, wenn sie vorsichtig in ihr ureigenes Element wieder entlassen werden. Dazu gehört eine sorgsame Behandlung beim Hakenlösen mit NASSEN Händen und ein genau so langes vorsichtiges "Stützhalten" außenbords, bis der Fisch wieder Kraft getankt hat und von alleine die Richtung in die Tiefe einschlägt! Gerade bei "untermaßigen" Fischen (siehe nächsten Punkt) ein dankbares Unterfangen!
Ideale problemlose Release-Fische: Seelachs, Pollack, Dorsch, Plattfisch, Schellfisch, Seeteufel, Conger, Lippfisch, alle Arten von Hai, Rochen (die vier letztgenannten schmecken ohnehin nicht)
Eigenes Mindestmaß
Geht ursächlich zusammen mit Punkt 1. Das Boot bekomme ich in Norwegen innerhalb einer Stunde gerammelt voll mit 30-40cm Seelachsen sowie Makrelen und Heringen aus einem Schwarm. Auch ein einmal entdecktes Lengloch läßt sich von einem halben Dutzend halbwüchsiger Lengs um die 70cm entleeren.
Wenn ich mir meine eigene Messlatte höher setze, habe ich auch kein Problem damit, einen Dorsch/ Seelachs/ Pollack erst ab 65cm, einen Heilbutt ab 75cm oder einen Leng ab einem Meter zu entnehmen. Flach gefangen, wandern die kleineren Fische zurück und dürfen wachsen.
Angelmethoden
Das Naturköderangeln mit kleinen Ködern, aber auch das Pilken mit zahlreichen Beifangstellen bringt mir zahlreiche kleine Exemplare an den Haken, welche vielfach nicht mehr zu releasen sind. Abhilfe kann schaffen:
- Verwendung von Circle Hooks: funktionieren zu 90% einwandfrei, indem sie den Fisch im Maul haken und nicht tief geschluckt werden
- Verwendung von ganzen toten Heringen/ Makrelen/ Seelachsen an der Naturködermontage: großer Köder = große Fische (für den eigenen Rekord)
- Einzelpilker ohne Beifänger: sowohl die kleinen 80-200gr schnell geführten Speedpilker wie auch die großen 600gr Pilker wie der Svenskepilk fangen selektiv die ordentlichen Fische, und sogar besser als die Christbäume alter Tage
- nur einen Seitenarm beim Naturköderangeln verwenden (danke Danny #6 )
- kürzere Naturköder-Sessions: nach dem 2. Lumb von um die 9kg brachen wir halt das Angeln ab und stiegen nach dieser Lumb-verseuchten Stelle um auf eine andere Methode, denn der erhoffte Leng biss nun einmal nicht. Und das Abendessen sowie etliche von mir ungeliebte Lumbfilets lagen nun mal fortan in der Truhe
- Fliegenrute wedeln: ein 10pfündiger Pollack an der Einhand ist eines der Highlights im Urlaub. Zudem kann die immer vorne im Maulwinkel steckende Fliege leicht entfernt werden
- XXL-Gummifische: ganz trendy und ebenfalls produktiv (wenn man es dann mal drauf hat, wir noch nicht) - fängt selektiv
- Aal- und Schollenangeln: längere Wartezeit, für mich trotzdem kurzweilig bei einem netten Gläschen - und schmackhafter Fang
Süßwasserangeln
Süßwasserfische sind von der Regelung ausgenommen, und es tummeln sich traumhafte Fische wie Forellen, Saiblinge, Lachse und Aale in den Flüssen und Seen!
Norwegische Nachbarn
Nun gut, wir kennen den halben Ort unserer drei wöchigen Urlaube persönlich. Inklusive deren Vorliebe a) im Sommer für ausschließlich Pollack und Katfisch (für die geliebten Fiskeboller!) als auch im Winter für den Dorsch. Kurz gefragt, und schon wanderten die Filets in die Küche unserer Nachbarn, die sich riesig freuten! Ebenso danken Pensionärsheime für eine ordentliche Frischfischspende, nur dürften diese Heime seltenst in der Nähe der Urlaubsunterkunft liegen.
Auf Vannoya wird der gekehlte und ausgenommene (Groß)Dorsch auch eventuell vom Campbesitzer angenommen, ebenso Berufsfischer, die einen auf ihrem Boot mit raus nehmen. Doch gilt: VOR der Ausfahrt sicherstellen, dass der Fisch auch abgenommen wird.
Küche vor Ort
Früher hing mir der gebratene Fisch nach drei Tagen hintereinander vor Ort aus dem Hals raus - nun gibt´s selbstgemachte Fischstäbchen, Fischcurry, Räucherfisch, Sushi, graved Fisch etc., einwandfrei!
Das war´s erstmal auf die Schnelle von mir, aber ihr habt bestimmt noch einige andere Anregungen, hoffe ich - und habt keinerlei Probleme bei der Ausfuhr mehr?
Viele Grüße
Karsten
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