Nabend Jungs,
dann will ich mal versuchen einige Aspekte des Fuldatreffens wiederzugeben- sorry wenn ich das gleich einfach so reinposte,
ich hoffe ich komm heut abend dazu, in Ruhe die vielen neuen Beiträge zu lesen und euch angemessen zu petrien- scheint so, als
wärs für ganz viele von uns ein tolles Angelwochenende gewesen.
Für mich sah es zunächst überhaupt nicht danach aus, denn verschiedene absolut katastrophale Verknurpsungen gegen Ende der Woche
verzögerten meine Abfahrt in Richtung der Granja Potto- seine Mail von 10:30 ob ich schon los sei, blieb bis 13:00 unbeantwortet,
als ich ihn anreif, und mit Grabesstimme keuchte, dass ich erst jetzt losfahre. Ich will nicht wissen, was da im Herzen unseres
lieben Ükelbruders vorging- aber, seine Geduld ist groß, und seine Geduld mit komplizierten Freunden grenzenlos. Immerhin hatte
ich alles mögliche Tackle dabei (Gleich vorweg: von 7 mitgeführten Kombos kamen das ganze Wochenende 2 zum Einsatz), und natürlich
Tauis, Maden galore und Tulip bis unters Dach- Dendros wollten wir die guten handverlesenen von Kochtopf verwenden.
Nach einer Fahrt über die ich nicht sprechen will, trudelte das Minimobil so gegen 18h, mit letzter Kraft auf telefonischem Leitstrahl
geführt auf Kochtopfs Anwesen ein, dotzte einzweimal auf und kam dann zu stehen, der Lukendeckel flog auf, und ich fiel nur noch leicht zuckend heraus.
Potto hat mich dann aus dem Wrack gezogen und mich erstmal mit liebevoller Fürsorge und einem Kaffee wiederbelebt- kein Wort des Missfallens
über die 6stündige Verspätung, nur Freundlichkeit und Gleichmut.
Die Granja de Potto ist ja im Ükel bekannt- Freunde! Obwohl ich eine Führung durch das Gebäude erhalten habe, habe ich immer noch keine
Vorstellung über Ausmass und Zusammenhang des Anwesens, ich vermute sogar einige Trakte des Gebäudes erstrecken sich in andere Dimensionen
oder Zeiten, sicher bin ich nicht. Was ich weiss ist: Wenn wir Kleinraumükel eine Mancave oder ein Angelzimmer haben, dann hat
unser nordhessischer Freund ein -man kann es nicht anders sagen- XXXgeheimes HauptqartierXXX das sich irgendwo auf seinem ANwesen befindet.
Für eine volle Würdigung blieb keine Zeit, nur schnell, schnell die Ausrüstung von Kochtopf verlasten und vom Tag retten, was zu retten ist,
und los gings an den Fluss, und so kurz vor 19h standen wir dann endlich an den Gestaden der Fulda, an Kochtopfs Hausstrecke.
Der Gastgeber führte mich dann herum und erklärte mir sein Gewässer. Ich gebe dies hier wieder, ergänzt um meine Eindrücke
(TLDR: El Pottos anglerisches Wohnzimmer ist ein wunderschönes Stück Barbenregion wie aus dem Lehrbuch in idyllischer Landschaft):
Umgeben von schmalen Wiesen fliesst dort die Fulda in einer sanften Schleife entlang, in deren flachen Inneren wir uns befanden. Am jenseitigen Ufer
führt eine Autostrasse entlang, hinter der sich ein bewaldeter wildromantischer Hang jäh erhebt- fast hat man den Eindruck,
sich im inneren einer alten Caldera zu befinden. Die Eisenbahntrasse am Hang hat diesen extrem englisch wirkenden Fluss noch mit einem Hauch Union Jack mehr versehen.
Es sollte sich zeigen, das diese Hoffnung nicht trog.
Der Fluss selbst ist in diesem Abschnitt etwa 30 Schritt breit, und fliesst mit druckvoller, aber regelmäßiger Strömung- des Nachts kann man ein leichtes
Grugeln hören, und ein 30g Gewicht wird nur am Rand nicht disloziert- ein 50g Gewicht ist gerade ausreichend um auch weiter draussen zu angeln. Laut
Kochtopf ist die Fulda in diesem Abschnitt bis zu 1,50tief, an den Rändern, aber deutlich flacher, dort befinden sich auch langschmale Streifen von
Unterwassergras, die gierig nach vorbeitreibenden Haken haschen. Der Untergrund soll kiesig sein, an den Böschungen sieht man aber schweren rotbraunen
Löss. Gelegentliche Wirbel verraten flache Stellen und Unterwasserhindernisse. Bis 40 cm mit Polbrille dringt der Blick in das leicht bräunlichrot
gefärbte Wasser. Die Ufer sind mit Gehölzen und Weidengebüschen bewachsen, die sich teilweise tief über den Fluss neigen und natürlich sowohl Bisse als auch Montageverluste verheissen. Dazwischen finden sich aber immer Abschnitte, wo man gut ans Ufer gelangen kann, allerdings bilden die leichten Steilufer, die vielleicht
noch einen Meter über dem Wasserspeigel gelegen sind, ein zusätzliches Hindernis, zumal die Böschungen tückisch mit hohem Gras bewachsen sind:
Ideal für eine nächtliche Rutschpartie mit nassem Ausgang. Zu den vielen Piepmätzen in den Gebüschen weiss ich nichts zu berichten, aber auffallend war der Reichtum an prächtig mitternachtsblauen und smaragdenen Kleinlibellen, die in Pulks sich gegenseitig neckten, in Formation und Kolonne wie verrückte kleine X-Flügler patroullierten und sich gegenseitig glücklose Exemplare der lokalen Eintagsfliegenspezies abjagden- Grosse Blasse Ephemeriden, die ich nicht genauer bestimmen konnte.
Das war also die Bühne, auf der wir unsere Version des taapferen Schneiderlein´s zum Besten geben sollten.
Ein wunderbarer Frühsommerabend, die Hitze des Tages liess schon nach, eine Brise oder zwei und die sich verdichtende Wolkendecke liessen erahnen, das wir
heute die Shelter brauchen würden. Es war gegen 19h, und genau die richtige Zeit, um das Basecamp vorzubereiten, die Grundruten klarzumachen, die Tauis
zu aktivieren und uns in die Angelstühle zu hauen, um bei kühlem Getränkt wichtige Dinge zu besprechen. Klassischer Beginn eines Nachtansitzes.
Wir schauten uns also an, ein Moment kam, ein Moment ging vorüber, vielleicht hat einer von uns oder auch beide unmerklich genickt- Und dann schnappten wir uns
unsere Trottingruten mit den Pins, jeder nen halben Liter Maden und ab gings ans Wasser, Nachtangeln hin oder her. ("Are we the Baddies?") Ich betone, es war kein Wettlauf. Erstbeste Stelle ohne allzuviel Gemüse, und das Ratschen der Pins beim Aufbauen wurde immer kurz unterbrochen, wenn einer wieder ne Handvoll Maden ("Lots and often") in den Swim beförderte. Es war dann el Potto, der mit seiner neuen Kombo das erste huldvolle Nicken seiner Flussgöttin, einen kleinen Döbel entgegennehmen durfte. Und kurz darauf dippte bei zweiter Drift auch mein Selbstbauavon auf diese schnelle zuckige Art, die kein Kraut, sondern Schuppen verspricht, aber eben auch keine großen: Und zum Vorschein kam ein Gründling als mein erstes Geschenk der FUlda- ein gutes Omen, habe ich doch eine besondere Beziehung zu den hübschen Winzlingen. Und da ging auch trotz aller aktueller Sorgen wieder auch meine Sonne auf: Wie das erste Lächeln einer strengen Amtsdame, das hoffen läßt, das die behördliche Angelegenheit günstig beschieden wird- ich ahnte ja nicht, was die Fulda mir noch bescheren sollte.
Und so gings dann weiter bis wir unsere Posen´in der sich sanft anschleichenden Nacht nicht mehr sehen konnten: Handvoll Maden, zwei Klänge Schnur abziehen,
sanfter Schwung, ein paar Meter Drift, und jay! Trotting funktioniert, und ist die besteste aller Methoden. So konnten wir jeder ein buntes Körbchen -denn es
waren wahrlich keine Riesen, aber wen juckts?- doch noch am ersten Abend mit Pin und Pose erhaschen. Ich schätze, die Hälfte der Fische waren Chublets, und hinzu
kamen energische Plötzen, Gründlinge, für den Kochtopf ein dort seltener Ükel und -der erste den ich in meinem Leben sah- ein grosser Hasel.
EIn Hasel, ein Hasel- ich weiss dass er für einige von Euch alltäglich ist, aber für mich ist dieser klassische Fisch ein Traum: Und el Potto war auch glücklich,
als er seinen ersten (identifizierten) Hasel an seinem Hausgewässer landen konnte. Wir halten für den zweiten Teil fest: Ein flotter Fluss in einer lieblichen Hügellandschaft mit Fachwerk und Schieferdächern, Die Pin schnurrt, Döbel als Hauptfisch, ergänzt um Rotauge und Hasel- ich weiss nicht, ob ich erklären kann, was all das in mir ausgelöst hat. Das war all das in echt und farbe, was ich in meiner Solo-Angellehrzeit in all den Büchern und Videos gesehen habe und immer suchte.
@Kochtopf, entschuldige Bitte, das ich so ganz aus der Ego Perspektive schreibe, kannst Du das bitte aus Deiner Perspektive bei Gelegenheit ergänzen, ich kann Dein Trotting-Erweckungserlebnis kaum adäquat wiedergeben?)
Jedenfalls, irgerdwann wars dann halt Dunkel, und über kurz oder lang fanden wir uns dann unter unseren Sheltern wieder (die beide von Kochtopf aufgebaut wurden,
nachdem ich mich beim Versuch wie ein Pfeil über die Wiese katapultiert hatte), die Nacht war da, Kochtopf setzte auf eine schwere Grundrute und Sarah Jane, beide mit Wurm. Ich hatte aus Erschöpfung nur eine Rute ebenfalls mit Taui ausgebracht, ein furchtbares Ungetüm von Balzer mit schwerer Schnur und Rolle, dazu Tiroler Hölzl und Glocke. Es war Nachtmeister Kochtopf, der mir die Flausen von leichten Feedern in finsterer Nacht ausgetrieben hat- und so habe ich mich vertrauensvoll in seine methodischen Arme begeben. Und ebenso habe ich genau an der Stelle ausgelegt die er mir empfahl. Es ist ganz wichtig, das zu betonen, denn -ich nehme es vorweg- mein Gastgeber hat diese nächtliche Fürsorge mit der französischen Fahne bezahlt: Er ging, trotz einiger Zuppler leer aus. Ich glaube, er hat sich für mich geopfert. Was ich noch nicht wissen konnte: In unserem Ükelbruder Kochtopf ging gerade eine wichtige Änderung der inneren Haltung vor sich, er war ganz verträumt- die Ergebnisse dieser Wandlung sollten sich am Samstag zeigen..
Auch bei mir zuppelte es, und endlich, endlich, wars dem Verursacher zu bunt, uund nach dem drölften Leeranschlag hing doch ein Fisch am Haken- Und der hat Dampf gemacht,erstaunlichen Dampf, also Döbel kanns nicht sein, und solch einen Aal hatt ich nie an der Spree.. und dann tauchte er im Lichtkegel des Keschernden auf: Waller! Wels! Hahaha, mein erster, allererster Wels! 50 vielleicht, und ich hab noch Witze über Welse gemacht, und jetzt hängt einer! GIng etwas in die Bremse, Rute strack, gottseidank schweres Zeug gewählt, danke nochmal, Achtung Kescher, und da liegt die kleine Grosse Kaulquappe schlaff und schleimig in meinen Armen.
Kochtopf hats immer wieder angemahnt, hüte Dich vor den Fuldawelsen- i stand corected! Viel Hin und Her, Schulterklopfen in der Dunkelheit... Natürlich habe ich den
ganzen Abend lang stolz wie Bolle jeden Satz mit "Also, wir Wallerangler..." begonnen.
Und während ich mir noch überlegte, ob ich als frischgebackener Wallerspezialist mir jetzt ne Glatze, Arme wie Fässer und XXXabsolut unmöglichexx Tattoos zulegen muss, ging das Telefon erneut, und diesmal war ich völlig überwältigt von dem Widerstand: Nach allerlei Geächtze und Gequieke kam dann ein Aaal, wie ich ihn nie sah zum Vorschein, und selbst Aalzatoht Kochtopf meinte, das dies ein Großer sei: Er schätzte ihn über 70cm- für mich unbekannte Größen, und ich darf ehrlich gestehen, das sein Geringel und sein total humorloser Gesichtsausdruck (Also des Aals) sehr dazu beigetragen haben, dass Bruder Kochtopf ihm hoffentlich bald wieder begegnet. Und wieder Schulterklopfen, in den Armen liegen, Dankeswünsche und Freude.
Hier nochmal gegen Ende des Ersten Berichtsteiles: Wie schön wird die Fangfreude veredelt, wenn ein Freund diese Freude so liebenswürdig, selbstlos und begeistert teilt, verstärkt und verdoppelt: Lieber El Potto, danke dafür, auch Für deinen Rat und dein Verständnis jenseits von Hakengrößen und Schnurdurchmessern.
Das war sehr wichtig für mich.
Jetzt schliesse ich, sonst wirds zu lang- und die Erinnerung an meinen ersten kleinen großen Wels, und warum unser hessischer Bruder vermeintlich gute Aale als Schnursenkel bezeichnte, läßt den folgenden Schnellrestaurantbesuch und unsere kleine, glücklich-schweigsame Konferenz um 5 Uhr Morgens im geheimen Hauptquartier verblassen. Wenig ahnten wir beim Amstossen mit dem Abscheulichen Anglerbier, als die ersten Amseln sich räusperten von den Ereignissen des nächsten Tages (Das soll jetzt kein Kuhwiesenwallerteaser sein, nur das wird sonst zu lang zum Angenehmen Lesen, ist es schon längst)
Bei nächster Gelegenheit gibts den Abschlussbericht von TEAM FULDA
herzlich,
Eure Ükelbrbüder
Kochtopf & Minimax