In diesem Einsteiger-Artikel möchte ich Euch ein paar Hintergrundinfos und eine generelle Anleitung zur Haarmontage für's Karpfen- und Friedfischangeln geben.


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"Mutter aller Rigs" - die Haarmontage

Ein englisches Karpfenmagazin kürte die Haarmontage zur wichtigsten und einflussreichsten Erfindung der Karpfenszene. Lange Zeit ging man davon aus, dass die Montage in den 70er Jahren auf der Insel entwickelt wurde. Doch Nachforschungen eines französischen Journalisten zeigten, dass die Haarmontage bereits zu Vorkriegszeiten in einem deutschen Angelmagazin eine Erwähnung fand. Sie hat also schon eine lange Tradition und wird nicht umsonst als „Mutter aller Rigs“ bezeichnet, denn viele moderne Techniken basieren auf ihr. Doch wie wird die Montage gebunden und gefischt?

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Viel braucht es nicht, zum Binden der Montage: Schere, Vorfach, Boilie-Nadel, Haken und Boilie-Stopper


Knotenloser Knoten
Das Kernstück der Montage ist zugleich ihr Namensgeber: das Haar. Es ist Teil des Vorfachs und trägt den Köder. Der Haken bleibt dabei frei. Mit einem sogenannten Knotless Knot (knotenlosem Knoten) wird das Haar am Haken fixiert. In der Zeichnung seht Ihr, wie’s funktioniert.

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Kurzanleitung Haarmontage:
1. Bindet eine kleine Schlaufe ans Ende des Haars (z.B. mit dem Achterknoten oder dem normalen Schlaufenknoten). Fädelt dann das andere Ende des Vorfachs von unten durch das Öhr des Hakens

2. Anschließend bestimmst Du die Haarlänge und beginnst, die Vorfachschnur vom Öhr her Richtung Hakenspitze um den Hakenschenkel zu wickeln (zirka fünf bis acht Wicklungen)

3. Jetzt nur noch etwas stramm ziehen und das Vorfachende ohne Schlaufe wieder von unten nach oben durch das Öhr des Hakens ziehen. Nochmal straffen - fertig!



Mit etwas Übung ist der No Knot ein Kinderspiel! Der Vorteil dieser Methode ist, dass wir dadurch sehr harte oder auch filigrane Köder anbieten können. Der Klassiker dafür ist natürlich der Boilie. Er wird mit einer Ködernadel auf das Haar gezogen und mit einem Stopper fixiert. Saugt ein Karpfen nun die gekochte Teigkugel ein, folgt der Haken dem Köder und greift im Optimalfall in der Unterlippe des Fisches.

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Perfekt gehakt. Der Greifer sitzt in der Unterlippe. So soll es sein!


Doch nicht nur Boilies können am Haar angeboten werden: Tigernüsse, Mais oder Pellets – all diese natürlichen Verführer lassen sich prima an der Haarmontage fischen. Und auch Raubfischangler haben schon längst die Vorzüge dieses Rigs erkannt und ködern ihre Fischchen oder Fetzen am Haar an.

Doch wie lang soll das Haar denn nun sein?

Eine richtige Antwort auf diese Frage gibt es nicht. Der übliche Abstand zwischen Köder und Haken liegt bei ein bis zwei Zentimetern, doch auch ein längeres Haar kann oft zum Erfolg führen. Hier kommt es ganz auf die Vorlieben der Fische an. Probiert einfach unterschiedliche Längen aus und findt die passende für Eure Bedingungen vor Ort!

Selbst gehakt
Aber nicht nur die Haarmontage selbst ist entscheidend für den Fangerfolg, sondern auch, wie wir sie anbieten. Gefischt wird nämlich mit schweren Bleien von 60 bis über 150 Gramm – selbst wenn wir direkt vor unseren Füßen im flachen Wasser angeln. Warum? Weil die Montage mit dem sogenannten Selbsthakeffekt arbeitet.

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Schwere Bleie ermöglichen den Selbsthakeffekt

Nachdem der Fisch den Köder samt Haken aufgenommen hat, wird dieser durch den Widerstand des schweren Bleis in die Unterlippe getrieben. Der Angler muss also nicht, wie bei anderen Methoden üblich, einen Anhieb setzen, sondern der Fisch hat sich selbst gehakt. Diese Möglichkeiten, also einen lange Zeit am Haar haltenden Boilie und der Selbsthakeffekt, haben Karpfenangeln stark verändert. Wir müssen nicht mehr direkt an den Ruten sitzen, um einen Anhieb zu setzen und der Boilie kann effektiv über viele Stunden fängig angeboten werden. Dies ermöglicht uns, die Köder auch über Nacht zu präsentieren, während wir gemütlich in unserem Zelt auf der Karpfenliege schlafen und darauf warten, dass sich die elektrischen Bissanzeiger melden. Ohne die Haarmontage und Boilies würde es diese Form der Angelei wohl nicht geben. Kein Wunder also, dass dieses Rig zur wichtigsten Erfindung der Karpfenangelei zählt.

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Es hat geklappt, der Karpfen hakte sich selbst und der Haken hängt sicher in seiner Unterlippe - Haarmontage sei Dank!


Habt Ihr schon Erfahrungen mit der Haarmontage gesammelt? Welche Rigs fischt Ihr am liebsten? Postet Eure Antworten einfach als Kommentar unter diesen Artikel!
 
Mir fehlt da ein IMO wichtiger Aspekt bzgl. der No-Knot-Wicklung (egal ob bei Karpfen-, Waller- oder Sonstwashaken):

1. Feststellen, ob der Haken ein vollständig geschlossenes/zugeschweißtes Öhr hat oder nicht
2. Falls konventionelles Öhr mit Spalt: Gegenüber von letzterem die erste NK-Wickung legen bzw. beginnen, um Schäden unter Last zu vermeiden


--> Nur so ist Maximal-Tragkrafterhalt durch NK-Wicklung gewährleistet. Der (scharfe) Schlitz ist das Problem.

Bei komplett zugeschweißten Haken isses daher bzw. jedoch wurst.
 
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Genau. Einfach gucken, auf welcher Seite der Öhr-Spalt (falls vorhanden) sitzt - und dann auf der gegenüberliegenden, nicht geschlitzten Seite die erste NK-Wicklung ansetzen.

Gilt wie gesagt für alle NK-Wicklungen mit allen (Einzel-)Haken und Vorfach-Materialien (Geflecht, Mono, Kevlar, Stahl) unabhängig von Angelart und Zielfisch.

Gibt ja mittlerweile immer mehr komplett zugeschweißte Haken (z. B. auch im Waller-Bereich) - ist aber halt nicht bei allen Modellen der Fall.

Drum besser vorher mal genau hingucken und ggf. entsprechend wickeln.
 
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Alingerrig, eine verbesserte Version des No Knot Rig.
Das gebogene Stück Schlauch, hier ein fertig Teil,das auf dem Hakenör sitzt, sorgt dafür das sich der Haken sich besser dreht wenn der Köder im Maul ist .
Lässt sich schön sehen wenn man den Haken auf den Handrücken legt und am Vorfach zieht .
Der Haken dreht sich und fasst besser.
Mit dem kleinen stückchen Schrumpfschlauch im Hakenbogen kann ich die Haarlänge etwas korrigieren, falls erforderlich und fixiere den Köder noch etwas, damit er nicht zuviel Spiel bekommt.
Etwas zur Haarlänge:
Abstand von Köder zum Hakenbogen etwa 10 - 12 mm.
Dieses Rig hat sich nach viel experimentieren und ausprobieren als das Rig mit der niedrigsten Fehlerquote heraus kristallisiert .
 
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Wann nehmt ihr geflochtene und wann Fluoro als Vorfachmaterial?
Fluo oder steifes Vorfachmaterial nehme ich oft, wenn ich werfen muss oder viele Weißfische am Köder zerren. Durch's steife Material verhindere ich ein Verheddern der Montage beim Wurf oder durch Weißfische!
Wenn keine Gefahr durch Verheddern beim Werfen besteht, z.b. wenn ich meine Rigs in PVA-Säcke verpacke, die Montage vom Boot ablege oder kleine Sticks auf Vorfach ziehe, verwende ich weiches Vorfachmaterial!
 
Hallo Christian,
bei den Haken bevorzuge ich Modelle wie den Ashima Goliath.
Es gibt es ähnliche Modelle von Drennan,PB, Fox, Korda.
Dieser Hakenform bleib ich treu, die Fische werden zuverlässig gehakt,egal ob ich ein oder zwei Sinker, Snowman etc. fische.

Never change a runing System 
 
Stimmt! Was funktioniert, braucht keine Verbesserung...

Mit der Einstellung würde ich aber wahrscheinlich immer noch mit weichgekochten Kartoffeln an freier Leine fischen.

Fortschritt gibt es nur, wenn manche Menschen daran glauben, dass die Steigerung von "gut" eben "besser" ist.

Funktioniert eben nicht jedes Rig in jeder Situation bei jedem Angler gleich gut.

Wobei es bei meiner Angelei nicht um Perfektion, sondern um Zufriedenheit und Vertrauen geht.

Dieses Jahr bin ich z.B. mit dem KD-Rig sehr zufrieden gewesen.
 
Die absolut perfekte Montage mit 0% Fehlbissen und Aussteigern, gibt es sowas?
Die "Rigologie" geht mir mittlerweile etwas übers Ziel hinaus.
Das heißt nicht, dass man sich gar keine Gedanken machen sollte, aber andere Faktoren sind in der Regel weit wichtiger.
Eine einfache Haarmontage für Einsteiger:
Zwei Dinge braucht man: Ein Stück geflochtenes Material, zur Not geht auch Zwirn (sogar biologisch abbaubar) oder auch dünneres Mono und ein Stück Schlauch, mittlerweile gibt es schon fertige Line alligner:
1. Kleine Schlaufe an das Ende binden.
2. Stück abschneiden ca. 10-15 cm.
3. Mit dem freien Ende einen Grinner = Uni = Universalknoten auf ein fertiges Vorfach binden. So fest, daß es hält, aber noch verschiebbar ist.
4. Schlauchstück über die Vorfachschlaufe ziehen, damit das Haar fixieren.
Vorteil: Man kann das Haar durch Verschieben des Knotens auf dem Vorfach verlängern bzw. verkürzen, je nach Ködergröße ist man da flexibel.
Und ich weiß, jetzt kommen gleich die Montagenfetischisten und zerreißen die Montage in der Luft ;-).
 
@Allround-Angler
Danke für die Anleitung!
Auf unterschieldiche Ködergrößen reagiere ich mit den Boiliestoppern:
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Die langen Stopper ziehen das Haar weiter in den Boilie und verlängern es so. Die kurzen stoppen es eben direkt an der Oberfläche und verkürzen es. So kann man seine Haarlänge über die Stopper anpassen. Funktioniert prima. Und wenn das nicht reicht, kommt eben noch ein kleines Stück Schlauch auf den Hakenschenkel, so wie es @feederbrassen beschreibt...
 
Die langen Stopper ziehen das Haar weiter in den Boilie und verlängern es so.

Hmmmm, wohl eher "weniger weit" = bei langem Stopper mehr Plastik im Boilie = mehr freiliegendes Haar außerhalb des Boilies = vglw. längeres Haar?

Der kürzere Stopper zieht dann wiederum mehr Haar in den Boilie rein, da er selbst kürzer ist = vglw. weniger Plastik im Boilie = kürzeres freiliegendes Haar, da mehr davon im Boilie (und vglw. weniger Stopper).
 
Wenn man den Stopper als Bestandteil des Haares ansieht, stimmt die Betrachtungsweise wieder.
Haargesamtlänge = Länge der Schnur vom Haken bis zum Stopper + Länge des Stoppers
Mensch, ist das wieder eine Gehirnakrobatik am 1. Advent o_O:XD
 
Die absolut perfekte Montage mit 0% Fehlbissen und Aussteigern, gibt es sowas?

Natürlich gibt es die.

Bei mir allerdings immer für ne begrenzte Zeit oder Anzahl von Bissen. :)

Es gab bei mir immer wieder mal Phasen, wo bewährte Sachen ne gewisse Zeit lang nicht mehr so richtig funktioniert haben. Dann hab ich meist mit einer Rute etwas anderes probiert. Manchmal mit Erfolg, manchmal haben sich Probleme aber so plötzlich wie sie gekommen sind auch wieder erledigt.

Ein guter Angler hätte wahrscheinlich immer gewußt woran das lag.

Mit dem verschiebbaren Haar hab ich früher auch experimentiert. Anfangs hat sich das bein nem kräftigen Wurf öfter mal ungewollt verlängert.

Dann habe ich das Haar ein paarmal um den Hakenschenkel gewickelt, bevor ich den Schlauch drüber geschoben habe. Das hat dann gehalten.
 
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