Im ersten Teil stelle uns Boardie Robert Gassner vor, wie er eine Form zum Gießen von Pilkern aus Silikon selber baut. Im zweiten Teil der Artikelserie erklärt er uns, worauf es ankommt, wenn wir Pilker gießen. Teil 2/3: Gießen von Pilkern

Gießen von Pilkern
Nachdem wir uns im ersten Teil dieser Artikelserie eine Gussform bastelten, geht es jetzt um ans Gießen der Pilker. Das wichtigste Material hierfür ist Blei. Das Schwermetall ist leider gesundheitsschädlich. Reines Blei schmilzt bei ca. 330 Grad und verdampft bei mehr als 1700 Grad. Blei hat eine relativ hohe Dichte von 11,3 g/cm³, dadurch erhalten wir schwere Köder bei einem geringen Volum. Reines Blei ist aber für unsere Zwecke eher ungeeignet, da es recht weich ist. Das heißt, unsere Pilker würden sich leicht verbiegen. Wir verwenden daher so genannte Legierungen: Dem Blei sind noch andere Metalle beigemischt beispielsweise Zinn und Antimon. Diese Legierungen schmelzen bei deutlich geringeren Temperaturen (je nach Legierung um die 250 Grad) und sind auch deutlich härter.

Pilker gießen 8.jpg


Als Bezugsquellen für das Blei bieten sich an:
Professionelles Gießblei
Einfach mal Googlen und Ihr werdet schnell fündig. Diese Materialien haben den Vorteil, dass die Mischung der Legierung perfekt für unsere Zwecke ist. Die Barren weisen keine Verunreinigungen auf. Nachteilig sind höhere Kosten.

Auswuchtblei
Alte Auswuchtgewichte bekommt man in der Regel kostenlos oder gegen eine kleine Spende in die Kaffeekasse vom Reifenhändler um die Ecke. Die Legierung der Wuchtgewichte passt auch recht gut, Nachteil ist aber die starke Verunreinigung der Teile – neben Bremsstaub und Befestigungsclips finden sich auch noch Klebstoffreste von aufgeklebten Gewichten, ganze Ventile usw. Das Einschmelzen des Rohmaterials wird also zu einer echten Sauerei.

Dachdeckerblei
Bietet sich an, wenn man gute Beziehungen zu einem Dachdecker hat. Bei diesem Material handelt es sich allerdings um relativ reines Blei und sollte daher nicht "pur" verwendet werden, sondern nur in kleinen Anteilen zugemischt werden.

Neben dem Blei benötigen wir noch folgendes:
  • Ösen
Die Ösen kann man sich auch fertig kaufen oder selber biegen. Ein günstiges und gutes Ausgangsmaterial zum Selbstbiegen ist rostfreier Schweißdraht. Diesen bekommt man beim Eisenwarenhändler.
TIPP: Achtet beim Biegen darauf, dass Ihr an den Enden der beiden "Schenkel" der Öse noch eine Ecke reinbiegt. Bei meinen ersten selbst gegossenen Pilkern habe ich die Enden der Ösen gerade gelassen. Zum Glück habe ich vor dem ersten Einsatz noch einen Zugtest durchgeführt. Ohne den Winkel am Ende ziehen wir die leicht und einfach aus dem fertigen Pilker. Wenn dies bei einem großen Fisch passiert, beißt man sich in den Allerwertesten.

Ösen Pilker gießen 1.jpg

Links gekaufte Öse und selbst gebogene
  • hitzebeständige Knetmasse wird bei manchen Formen zum Befestigen der Ösen in der Form benötigt.
  • Trennmittel (Anm. d. Red.: Es wurde Superguss von Hakuma empfohlen. Das gibt es leider nicht mehr; für Silikonformen eignet sich z. B. Graphitpulver)
  • Wärmequelle (etwa ein Gaskocher und Topf) zum Schmelzen des Bleis.
  • hierzu gibt es spezielle Öfen, die aber ziemlich ins Geld gehen.
  • als sehr gut taugliche Alternative haben sich Gasbrenner erwiesen, entweder Campingkocher mit Kartusche oder gleich die großen Brenner, wie sie die Dachdecker zum Verschweißen von Dachpappe verwenden. Manche verwenden auch elektrische Kochplatten – mit denen habe ich aber noch keine Erfahrungen gesammelt.
  • einen alten Topf, in dem das Blei eingeschmolzen wird und eine alte Suppenkelle, um das flüssige Blei in die Form kippen zu können. Auf jeden Fall hierfür alte Teile verwenden. Die Sachen sind nach dem Pilker gießen in der Küche unbrauchbar!
  • Schraubzwingen, um die Formhälften zusammen zu klemmen.
  • diverses Kleinwerkzeug wie Zange, Seitenschneider, Feile und ähnlichem
WICHTIGE Sicherheitshinweise:
  • Blei ist ein Schwermetall, welches sehr giftig ist und vom Körper nicht abgebaut wird. Sprich – das Blei, welches wir in uns rein lassen, bleibt da und sammelt sich solange an, bis es irgendwann zu viel ist. Wir werden es zwar kaum schaffen, Blei zum Verdampfen zu bringen, aber auch festes Blei kann in Form von feinen Stäuben in den Körper gelangen. Daher Handschuhe und Mundschutz tragen, direkten Kontakt mit offenen Wunden, Schleimhäuten vermeiden. Beim Arbeiten nicht essen, trinken, rauchen oder am Daumen lutschen!
  • Beim Einschmelzen von Auswucht-Gewichten verdampfen viele der enthaltenen Verunreinigungen. Dabei handelt es sich um einen richtigen Chemie-Cocktail, der unter Garantie nicht gesund ist. Daher nur im Freien oder in sehr gut belüfteten Räumen (offene Garage) arbeiten und die Nase nicht unbedingt über den Bleitopf halten. Noch besser ist zusätzlich eine Atemschutzmaske.
  • Flüssiges Blei und Nässe vertragen sich überhaupt nicht. Der Kontakt von Feuchtigkeit mit dem flüssigen Blei führt zu einer explosionsartigen Verdampfung der Flüssigkeit und Euch fliegen die flüssigen Bleitropfen um die Ohren und schlimmstenfalls in die Augen. Daher peinlichst darauf achten, dass nichts in den Topf tropft und die Formen trocken sind. Hört sich jetzt blöd an – ist aber so – flüssiges Blei ist EXTREM heiß und das bleibt es auch nach dem Aushärten noch eine ganze Weile. Daher auch den fertig ausgehärteten Pilker nicht mit den Händen aus der Form nehmen! Böse Brandblasen sind sonst vorprogrammiert. Zur Handhabung der heißen Teile eine Zange verwenden und erstmal zum Auskühlen beiseitelegen. Das Tragen von Handschuhen und Schutzbrillen (gegen Spritzer) ist zu empfehlen!
  • Achtet auf einen festen Stand des Brenners und des Topfes mit dem flüssigen Blei
  • Verwendet eine Kelle, ohne Plastikgriff. Dieser schmilzt sonst bei längerem Einsatz.

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Gießen von Pilkern

Nun aber zum Gießen:
Zunächst müssen wir unser Blei einschmelzen. Verwendet man bereits gereinigtes Blei geht das ganz einfach. Bei Verwendung von Auswuchtgewichten muss das Schmelzgut erst gereinigt werden. Da in dem Material, neben dem Blei auch andere Materialien enthalten sind (beispielsweise Ventile und ähnliches). Es macht Sinn, das Ganze erst einmal zu sortieren.

Pilker gießen Blei 2.jpg


Das Material kommt nun in den Topf und wird erhitzt. Nach einer Weile schmilzt das Blei und die anhaftenden Fremdstoffe schwimmen auf der Oberfläche des flüssigen Bleis auf. Dort sammeln sich die Stahlklammern, wie sie bei Gewichten für Stahlfelgen zu finden sind, verkohlte Klebereste von Alufelgengewichten und der an den Gewichten anhaftende Schmutz. Das Zeug gilt es vor dem Gießen vom Blei zu trennen. Die Stahlklammern kann man mit einem Magnet herausziehen, die restliche Schlacke kann man mit einer Kelle am Rand des Topfes zusammenschieben und vorsichtig abschöpfen. Bei diesen Reststoffen handelt es sich um Sondermüll – bitte nicht in den Hausmüll kippen, sondern getrennt zur Deponie bringen.

Pilker gießen Schmelze 3.jpg


FRAGE DER TEMPERATUR
Vor dem Guss müssen die Schmelze und die Form nun nur noch auf eine für den Guss passende Temperatur gebracht werden. Hierbei sind Unterschiede für die verschiedenen Formentypen zu beachten.

METALLFORM
Metallformen leiten die Hitze des Bleis schon beim Einfüllen sehr schnell ab. Ist die Form oder die Schmelze zu kalt, kann es vorkommen, dass das Blei bereits hart wird, bevor die Form komplett gefüllt ist. Somit müssen Metallformen vorgewärmt werden. Dies kann mit dem Gasbrenner erfolgen oder man stellt die Gussform eine Weile auf eine Kochplatte. Nach dem dritten oder vierten Guss hat sich das Thema erledigt, da dann die Form durch das heiße Blei auf Temperatur gehalten wird. Man muss nur darauf achten, die Pausen zwischen den einzelnen Güssen kurz zu halten, damit die Form nicht auskühlt.

SILIKONFORM
Bei Verwendung von Silikonformen sieht die ganze Geschichte anders aus. Silikon leitet die Hitze des flüssigen Bleis nur sehr langsam ab, das Blei härtet also auch deutlich langsamer aus. Wir können also mit niedrigeren Temperaturen der Schmelze arbeiten. Für die Lebensdauer der Silikonform sollte man im Gegenteil darauf achten, dass die Form nicht zu heiß wird. Man sollte hier also eher nach einigen Abgüssen eine Pause einlegen und die Form etwas auskühlen lassen.

Einen Anhaltswert für die Temperatur der Schmelze kann man recht einfach beurteilen. Nach dem Schmelzen des Bleis bildet sich nach einer Weile eine Art dünner Haut auf der Schmelze, die sich farblich verändert:

Pilker Blei 4.jpg

  • keine Haut auf der Schmelze: für Metallformen zu kalt, für Silikonformen reicht die Temperatur teilweise aus (Probe gießen!)​
  • Gelbgold schimmernde Haut auf der Schmelze: Temperatur reicht auf jeden Fall für Silikonformen, bei Metallformen reicht es meist auch schon (testen)​
  • blau schimmernde Haut auf der Schmelze: Temperatur reicht für Metallformen aus, für Silikonformen zu heiß!​
VORBEREITUNG
Bevor es zum eigentlichen Guss geht, muss die Form vorbereitet werden. Als erstes muss hierzu die Form mit Trennmittel behandelt werden. Verwendet man Superguss von Hakuma, wird dieses nur auf die heiße Form aufgepinselt (Anm. d. Red.: Hakuma gibt's leider nicht mehr). Vorheizen kann man die Form, indem man zuerst einige Güsse ohne Ösen durchführt. Das flüssige Trennmittel muss auf jeden Fall vor dem ersten Guss getrocknet sein, sonst kommt es beim ersten Abguss zum schlagartigen Verdampfen des Trennmittels. Eine Behandlung der Form mit Trennmittel ist nicht bei jedem Guss notwendig, es reicht nach jedem zehnten Guss. Bei den Silikonformen verwende ich meist Graphitpulver (gibt’s im Autozubehör zur Pflege der Mechanik von Schlössern). Dazu pudere ich die Form mit dem Pulver ein und schüttele überschüssiges Material ab. Auf dem Bild habe ich die rechte Formenhälfte schon behandelt, die linke ist noch unbehandelt.

Pilker Guß Form 5.jpg


Nun kommen noch die Ösen in die Form. Bei manchen Formen müssen die Ösen noch mit einem kleinen Stückchen Superknete gesichert werden, bei gut gemachten Silikonformen geht es meist auch so.

Pilker Öse Form 6.jpg


Nun nur noch die beiden Formhälften schließen und mit mindestens 2 Schraubzwingen zusammenspannen. Bei Verwendung von Silikonformen muss man kleine Holzbrettchen dazwischen legen, damit sich der Druck der Schraubzwingen gleichmäßig auf die Form verteilt.

Pilker Schraubzwinge 7.jpg


Mit der Kelle schöpft man nun ausreichend flüssiges Blei aus dem Topf. Nun füllt man es langsam und gleichmäßig in den Einfülltrichter der Form. Hinweis: Bis man die passende Einfüllgeschwindigkeit hat, muss man eventuell einige Güsse üben. Arbeitet man zu schnell, fließt die Schmelze nicht schnell genug durch die Einfüllöffnung und schwappt über, ist man zu langsam, kühlt das Blei in der Form eventuell schon aus, bevor man mit dem Einfüllen fertig ist und man erhält dann Löcher – auch Lunker genannt – im fertigen Pilker.

Pilker gießen 8.jpg


Zum Auskühlen des Bleis lässt man die Form einige Minuten geschlossen stehen, bis das Blei fest geworden ist. Nach dem Auskühlen kann der fertige Pilker-Rohling mit einer Zange entnommen werden.

Pilker Rohrling 9.jpg


Nachdem die Pilker vollständig ausgekühlt sind, kneift man nur noch mit einem Seitenschneider den Anguss ab und feilt eventuell entstandene Grate ab.

Pilker selbst gemacht 10.jpg


Bevor es im nächsten Teil ans Lackieren geht, reinige ich die Pilker-Rohlinge noch mit Seifenlauge, damit der Lack gut hält. Auf diese Weise haben Reste von Trennmittel oder Schmutz keine Chance!

FERTIG!

Fehler beim Gießen von Pilkern

FEHLER, URSACHE UND ABHILFE
Öse fehlt

Fehler 11.jpg


  • Öse vergessen einzulegen
  • Öse ist vor oder während des Gusses in der Form verrutscht
  • Öse mit Superknete sichern
  • starke Gratbildung
  • Fremdkörper in der Form






Fehler Grat Pilker 12.jpg

  • Form verzogen (Metallform)
  • Formhälften nicht stark genug zusammengepresst
  • bei Silikonhälften: Form durch zu starken Druck der Zwingen verformt. Form reinigen!
  • normalerweise keine Abhilfe mehr möglich – die Form ist Schrott
  • Schraubzwingen fester anziehen
  • Schraubzwingen bei Silikonformen nicht zu fest anziehen, wenn sich das Silikon zwischen den beiden "Spannbrettchen" zu stark gequetscht wird, ist der Guss nicht möglich!
  • Blei läuft aus der Form
  • Form ist nicht vollständig gefüllt



Pilker Fehler 13.jpg


  • Form und/oder Schmelze war zu kalt
  • Schmelze zu schnell eingefüllt
  • Luft kann nicht aus der Form entweichen Stärker aufheizen
  • langsamer einfüllen
  • Form überarbeiten: Entlüftungslöcher einbringen






Viel Spaß beim Basteln! Im dritten und letzten Teil dreht sich dann alles um das Verschönern unserer selbstgebauten und gegossenen Pilker-Rohrlinge und wie wir sie für den Einsatz vorbereiten: Pulverbeschichten von Pilkern.

Euer Robert
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