Plattfischangeln in Norwegen heißt für die meisten Angler: Heilbutt. Doch bieten sandige Buchten auch anderen Arten einen idealen Lebensraum, wo echt echte Platten lauern. Große Schollen und Klieschen sind mehr als eine Alternative.

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Spots für große Schollen finden sich entlang der gesamten Küste Norwegens

Langsam werde ich etwas ungeduldig und nervös. „Irgendwo müssen die doch sein?!“, sage ich mit skeptischem Blick Richtung Kumpel Jan. „Sind wir denn am richtigen Platz?“, fragt er. Sind wir. Laut Kartenplotter ist hier die Stelle „Plaice 1“ (deutsch: Scholle 1), genau an diesem Platz soll wohl ein guter Kumpel von Eirik Grønhaug, Betreiber der Anlage Lofoten Havfiske, schon einige schöne Klieschen und Schollen gefangen haben. Und wenn in Norwegen die Rede von den Flachmännern ist, handelt es sich nicht um Exemplare, die uns normalerweise an der heimischen Ostseeküste begegnen. Die Chancen auf XXL-Schollen stehen hier mehr als gut. Und diese wollen wir ans Band locken. „Erst vor Kurzem fing mein Kumpel eine Scholle mit einem Gewicht von fast 2,5 Kilo“, erzählte uns Eirik in perfektem English bei unserer Begrüßung im Camp und zeigte uns das passende Bild dazu. „Donnerwetter, was ein Kracher!“ Wir sind begeistert und möchte so ein makelloses Exemplar fangen. Wir stecken nicht auf.


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Bei optimaler Drift spielen die Montagen verführerisch am Grund

Platzwechsel: „Dort waren wir noch gar nicht“, sage ich zu Jan. Wir steuern die Plotter-Marke „Plaice 4“ an. Die geschützte Bucht wirkt vielversprechend. „Hier sieht man ja fast den sandigen Grund“, meint Jan. Unsere Montagen, beködert mit frischen Rekern und Streifen von Makrelen, sausen zum Grund in etwa elf Metern Tiefe. Dort heißt es, Grundkontakt halten und die Drift für uns arbeiten lassen. Zup, Zupp, Zup-Zup-Zupp. „Da! Biss!“, sagt Jan. Auch bei mir tut sich was. Geduldig warte ich bis zum nächsten Biss und setze den Anhieb. „Hängt, die fühlt sich gut an!“, mutmaße ich. Der Fisch löst sich nur widerwillig vom Grund und legt sich mächtig ins Zeug. Mit Gefühl, aber ausreichend Druck gewinne ich letztlich die Oberhand und im klaren Wasser lassen sich erste Umrisse erkennen. „Das sind zwei Platten“, stellt Jan fest. Eine Dublette zum Einstieg am neuen Spot: Am unteren Haken meiner Montage hängt eine Kliesche, am oberen eine richtig dicke Scholle, die nur den Anfang einer herrlichen Plattfischangelei vor den Lofoten sein sollten.

SUCHE SAND
Bis zu diesem Erfolgserlebnis dauerte es allerdings ein paar Tage. Denn nicht jede Stelle bringt direkt die gewünschten Zielfische. Der richtige Spot ist schon einmal die halbe Miete. Entlang der gesamten norwegischen Küste findet Ihr unzählige vielversprechende Ecken, die sich zum gezielten Plattfischangeln eignen. Wichtigster Punkt bei der Stellenwahl ist der passende Untergrund. Der Boden sollte überwiegend aus Sand bestehen.


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Sandige Buchten und Bereiche werden von erhöhten Punkten deutlich sichtbar

Potenziell gute Stellen könnt Ihr bereits vor der Ausfahrt in der Unterkunft auf Seekarten ausfindig machen. Beachtet dafür die in den Karten eingetragenen Abkürzungen: S (Sand), cS (Coarse Sand), fS (Fine Sand). Habt Ihr solche Regionen entdeckt, sind diese schon einmal potenzielle Angelplätze an denen sich Plattfische fangen lassen. Da nicht jede sandige Stelle gleichbedeutend mit Plattfisch ist, solltet Ihr Euch drei bis vier Stellen raussuchen. Läuft die erste nicht, probiert Ihr es an der zweiten oder dritten. Irgendwo werdet Ihr die Plattfische ausfindig machen. Ideal sind Tiefen ab 8 bis rund 25 Metern – plus minus ein paar Meter. Macht Ihr Euch in diesen Regionen auf die Suche, seid Ihr auf dem richtigen Weg. Übrigens: Wer keine modernen Kartenplotter zur Verfügung hat – inzwischen normalerweise Standard in Norwegen – nutzt eine klassische Seekarte zur Stellenwahl. Hilfreich kann auch eine Wandertour auf umliegende Berge sein. Oftmals entdeckt Ihr sandige Bereiche aus der erhöhten Position. Bei sonnigem Wetter lassen sich interessante Plätze auch vom Boot aus entdecken. Über Sandflächen wirkt das Wasser deutlich heller.

DRIFTTEMPO
Neben der richtigen Stelle machen weitere Faktoren den Unterschied zwischen Fangen und Schneidern. Ganz wichtig ist dafür die richtige Geschwindigkeit der Drift. Sind wir zu schnell unterwegs, ist das Boot zum einen fix über den heißen Bereich hinweggetrieben, zum anderen saust unsere Montage in einem Affenzahn über den Grund. Die Plattfische haben keine Chance, unsere Köder zu schnappen.


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Montagen mit zwei Anbissstellen erhöhen die Fangchancen

Sind wir im gegenteiligen Fall aber zu langsam unterwegs, dümpeln wir auf der Stelle und suchen zu wenig Gebiet nach hungrigen Fischen ab. Norwegenexperte Johan Mikkelsen, Angelguide der Anlage Lofoten Havfiske, verriet uns, dass sein bevorzugtes Drifttempo zwischen 0,2 bis 0,5 Knoten (rund 0,37 bis 0,93 km/h) liegt. Dies herrscht im Revier am Nappstraumen zeitweise beim Wasserhöchststand und -tiefststand der Gezeitenwechsel. Sollte die Geschwindigkeit nicht passen, lässt sich das Boot mit einem Treibanker (Driftsack) verlangsamen oder durch Schub in Fahrt bringen. Dann spielen die Montagen schön am Grund.

EINFACH & GUT

Die Montagen zum Plattfischangeln in Norwegen könnt Ihr einfach halten und braucht keine Experimente machen. Fertig gebundene Vorfächer erfüllen ganz ihren Zweck. Wer natürlich ein leidenschaftlicher Vorfachbinder ist oder nur seiner ganz speziellen Montage vertraut, kann auch diese einsetzen. Schlepp-Vorfächer mit einem Haken über dem Gewicht und einem als Nachläufer haben sich als zuverlässig erwiesen. Gleiches gilt für Buttlöffel-Montagen mit Gewichten in 60 oder 80 Gramm. Die Schleppmontage kann auch bedenkenlos mit 100 bis 200 Gramm Gewichten gefischt werden.


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Leichte Pilkruten mit einem Wurfgewicht bis 150 Gramm eignen sich gut zum Plattfischangeln

Wer keine Bleie dabei hat, setzt einfach auf einen Pilker. Dazu den Drilling entfernen. An den Mundschüren sorgen bunte Perlen in Perlmutt, Gelb, Rot, Grün und Schwarz für einen Hingucker. Für einen zusätzlichen optischen Reiz schadet ein Spinnerblättchen nicht. Butthaken in der Größe 2 bis 1/0 runden die Montage ab und sollten entsprechend der Köder- und Fischgröße gewählt werden. Auf die Köder kommen wir gleich noch einmal zurück.


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Traumhafte Scholle, die vor den Lofoten ans Band ging

In puncto Gerät findet jeder die richtige Rute im Reisegepäck. Leichte Pilkruten in Längen bis 2,40 Meter mit einem Wurfgewicht bis 150 Gramm sind top. Ideal ist es, wenn der Blank nicht zu hart ist, sondern die Spitze etwas Sensibilität mitbringt, um die feinen Bisse der Plattfische zu spüren. Eine Spinnrute mit einem Wurfgewicht bis 90 Gramm ist für die Angelei aber auch ausreichend. Kombiniert die Ruten einfach mit einer soliden Stationären in der Größe 4000 oder setzt eine Multirolle ein. Nutzt die Kombi, mit der Ihr Euch am wohlsten fühlt.

TIEFKÜHLKÖDER
In einigen Ecken Norwegens lassen sich zwar Wattwürmer buddeln, zu kaufen gibt es die Würmer allerdings nicht. Die Köderbeschaffung ist jedoch kein Problem. Neben Würmern punkten nämlich auch Fischfetzen und Krustentiere am Haken. Fischige Happen sind an Untiefen schnell gefangen. Ein paar Streifen von Köhler, Hering oder Makrele und der Angeltag kann beginnen. Schneidet schmale, längliche Fetzen. Diese bekommen die Plattfische besser in ihr Maul.


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Fischfetzen von Makrelen, Köhler & Co sowie Reker sind die richtigen Köder

Persönlich nutze ich bevorzugt die hellen Bauchseiten für Fetzen. Diese sind auffälliger am Grund und sorgen für einen weiteren Reiz, der die Neugierde der Fische weckt. Alternativ zum Fischfetzen funktioniert ein norwegischer Klassiker erstklassig: Reker (Eismeergarnelen). Tiefgefroren gibt’s die Krustentiere quasi in jedem Supermarkt in Norwegen für ein paar Kronen zu kaufen. Zum Anködern einfach den Kopfteil abdrehen und anschließend das Schwanzstück auf den Haken ziehen. Das Reker-Stück könnt Ihr vom Schwanz oder vom Kopf auf den Haken schieben. Die Eismeergarnelen sind echte Leckerbissen und Topköder zum Plattfischangeln.

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Montagen mit zwei oder drei Haken bieten Platz für unterschiedliche Köder am Haken

PLATTENTELLER
Angelei und Präsentation der Montage sind kein Hexenwerk. Es ist allerdings etwas Geduld gefragt und Ihr solltet einen Anhieb-Reflex etwas unterdrücken. Lasst die Köder zum Grund ab und versucht dabei, stets Grundkontakt zu halten. Bei der Schleppmontage darf das schwere Gewicht ruhig regelmäßig auf den sandigen Untergrund klopfen. Ähnlich sieht es beim Buttlöffel aus. Beim Auftitschen wird Sediment aufgewirbelt und das macht die Plattfische neugierig. Verspürt Ihr einen Biss, wartet bis ein konstanter Zug zu fühlen ist und setzt anschließend den Anhieb.


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Lockperlen und Spinnerblätter an den Mundschüren sorgen für zusätzlichen Reiz

Beim Angeln in Norwegen auf Plattfische schnappen sich in der Regel Schollen oder Klieschen die Köder. In Süd- und Westnorwegen gehen vereinzelt auch Flundern, Flügelbutt, Doggerscharbe oder Echte Rotzungen an die Haken. Weiter im Norden dürft Ihr dann auch mit kleineren Heilbutten rechnen.

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Dubletten-Fänge sind keine Seltenheit: Neben Schollen beißen auch schöne Klieschen

Plattfischangeln in Norwegen ist mehr als eine Alternative für stürmische Tage. Ich jedenfalls bin sehr angetan von der Angelei auf XXL-Schollen & Co und werde auch in Zukunft stets ein paar passende Montagen dabeihaben. Nicht nur an der Rute bringen die Schollen Freude, auch auf dem Teller geben die Flachmänner eine fantastische Figur ab.

Traumhaftes Schollen-Revier
Kurze Anfahrtswege, einzigartige Kulisse und herrliche Schollen findet Ihr beispielsweise auf den Lofoten. Aber auch viele weitere Ecken in Norwegen sind fantastische Plattfischreviere. Wir waren in der Anlage Lofoten Havfiske unterwegs. Dort erwarten Euch top ausgestattete Ferienhäuser und -wohnungen. In geräumigen 21-Fuß-Alubooten von Kværnø mit 100 PS oder 23 Fuß langen Smartliner Typ 23 Fisher mit 140/150-PS-Außenbordern samt Rutenhaltern, Echolot, GPS und Kartenplotter geht es Richtung Fisch. Mehr Infos zum Revier und zur Buchung findet Ihr über Angelreisen Teltow unter www.angelreisen-teltow.de oder via E-Mail: info@sportreisen-teltow.de

ANGLERBOARD TV
Den begleitenden Clip gibt es kostenfrei auf unserem YouTube-Kanal ANGLERBOARD TV:

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