Beim Hechtangeln liegen Big Baits voll im Trend. Allerdings fischt man mit den großen Happen oft am Zielfisch vorbei. Ich besuchte Steef Meijers, der mit kleinen Wobblern erfolgreich lange Räuber überlistet!

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Die Köder des Tages: Kleine Wobbler und Crankbaits in Längen zwischen fünf bis zehn Zentimetern

In den letzten Jahren überfluteten zahlreiche Großgummis unseren Markt. Die XXL-Kaliber liegen beim Hechtangeln voll im Trend und sind an manchen Tagen Erfolgsgaranten! Allerdings ist das Angeln mit Big Baits oft eine zähe Angelegenheit. Besonders in Situationen, wenn die Fische eher inaktiv und scheu sind oder sich auf kleine Brutfische eingeschossen haben, gibt’s wenig bis gar keine Bisse. Auf diese Weise steht man nicht selten an einem potentiell guten Angeltag mit leeren Händen da und geht als Schneider nach Hause.
„Mit großen Ködern fängt man große Fische“, heißt ein bekannter Spruch. Im Umkehrschluss heißt das aber nicht, dass man mit kleinen Ködern nur kleine Fische fängt. Schließlich fingen Generationen vor uns auch schon dicke Hechte, ohne die Riesengummis.

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Kleine Köder stehen bei Hechten hoch im Kurs

Der Raubfischspezialist Steef Meijers machte mich neugierig. „Ich angele im Herbst ausschließlich mit kleinen Wobblern auf große Hechte!“, meinte er zu mir. Das wollte ich genauer wissen. Kurzerhand vereinbarten wir einen Termin Mitte Oktober 2019 und ich machte mich auf den Weg in die Niederlande, wo Steef mir seine Großhecht-Angelei zeigte.

Der Erdnussvergleich
Ich bin wirklich sehr erstaunt, als Steef seine Köderkiste aus dem Bootsfach holt und mir eine kleine Auswahl an fängigen Modellen zeigt. „Diese Köder zählen zu meinen Lieblingsmodellen“, sagt der sympathische Holländer. Er vergleicht die Angelei mit den kleinen Ködern gerne mit einer Schale Erdnüsse, die wir uns vor dem TV schmecken lassen. „Du isst ja auch nicht mit einem Happen die ganze Schale, sondern nimmst eine Nuss nach der anderen. So geht’s den Hechten mit kleinen Ködern auch. Sie sind ein Snack für zwischendurch.“, erzählt Steef mit einem Grinsen im Gesicht.

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Der Hecht packte sich den kleinen Crank und sorgte im Drill für reichlich Action

Seine Köderauswahl ist übersichtlich, aber dennoch ist für jede Situation eine passende Variante am Start. Hier ein ganz flachlaufender Köder, wenn die Hechte im oberflächennahen Wasser rauben. Dort ein paar andere mit einer großen Tauchschaufel, um die kleinen Happen auf Tiefe zu bringen. Die Tiefläufer nutzt Steef eigentlich nur zum Schleppen, während eines Stellenwechsels. Ansonsten schwört er auf Crankbaits, die in Tiefen zwischen ein bis zwei Metern ihre Bahnen ziehen.

Kleine Barsche
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Der Drilling des kleinen Barschimitats sitzt im vorderen Bereich des Hechtmauls

Auffällig ist jedoch die Körperform der Köder. „Kleine und gedrungene Ausführen klinke ich am liebsten in den Karabiner. Die imitieren Mini-Barsche und diese haben die Hechte zum Fressen gerne“, sagt Steef. Apropos Barsch: Auch in Sachen Design und Farbe bevorzugt der Raubfischexperte Barsch-Dekors in leicht grünlichen Farben mit ein paar schwarzen Steifen. Nur wenige Wobbler sind bunt und mit einer knalligen Schockfarbe bemalt. „Das Wasser ist hier meist sehr klar, daher fische ich lieber mit gedeckten Farben“, erklärt er.

Feines für Vollgas
Steef führt seine Rute erneut nach hinten und zieht durch. Der leichte Köder kommt gut auf Weite und landet einige Meter vom Boot entfernt im Wasser. Anschließend nimmt er mit schnellen Kurbelumdrehungen Kontakt auf. Der druckvolle Köder versetzt die sensible Rutenspitze in Vibrationen. Die Ruten und Rollen Kombination, die Steef zum Fischen auf die großen Hechte nutzt, ist fein. „Das ist mein Allround-Geschirr. Damit fische ich auch auf Barsch und Zander“, erzählt der Raubfisch-Guide.

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Mit feinem Gerät lässt es sich den ganzen Tag lang entspannt fischen

Er nutzt eine Spinnrute in einer Länge von 2,40 Metern. Diese besitzt ein Wurfgewicht zwischen 10 und 30 Gramm. Vollendet wird das Set-up durch eine hochwertige Stationärrolle der Größe 2500, welche mit einer 0,13 Millimeter starken Geflochtenen Schnur gefüllt ist. Außerdem kommt immer ein feines Stahlvorfach zum Einsatz. Dabei achtet er auf einen soliden Karabiner, in dem der Köder ausreichend Spielraum hat und trotzdem stark genug für einen großen Hecht ist. So bekommt er die leichten Köder gut auf Weite und kann sie kontrolliert führen.
Beim Führungsstil drückt der Holländer aufs Gaspedal. „Ich möchte den Fischen keine Chance zum Überlegen geben. Sie sollen den Köder direkt attackieren.“, sagt Steef. Neben einem hohem Einholtempo verpasst er den Crankbaits durch leichte Schläge einen variablen Lauf. Ein monotoner Laufstil fängt aber auch. Eine ausbrechende Aktion gepaart mit hohem Tempo bringt allerdings mehr Bisse.

Fisch, dank kleiner Köder
So auch an diesem Tag. Schnell zeigt der Profi sein Können. Ein wunderschön gezeichneter Hecht kommt an die Oberfläche und wird von Steef gelandet. Zwar noch keiner der Riesen, auf die wir es abgesehen haben, aber mit einer Länger von knapp über 70 Zentimetern ein schöner Start.

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Der Autor mit einem halbstarken Hecht

Kurz darauf ist die Rute schon wieder krumm. Am leichten Gerät sorgen selbst kleinere Fische für viel Action. An diesem Tag ist auffällig, dass fast alle Köder ganz vorne im Hechtmaul sitzen. Ein Zeichen dafür, dass die Räuber alles andere als gallig und im Fressrausch sind. Dieses liegt vielleicht an den wechselnden Wetterbedingungen. Gestartet sind wir bei strahlend blauem Himmel und Sonnenschein. Dann kam Wind und brachte dicke graue Wolken mit. Diese bescherten uns anschließend auch noch einen verregneten Herbsttag. Trotzdem bleiben wir dran und fischen konzentriert weiter.

Ran an die Kante
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Die Köder sollten an den Kanten zwischen flachem und tiefem Wasser angeboten werden

Besondern die Bereiche zwischen den flachen Uferzonen und der tiefen Fahrrinne sind spannend. Immer wieder driften wir über diese Stellen. Mal führen wir den Köder vom flachen Wasser ins tiefe, mal umgekehrt. Gerade diese Zonen sind echte Hotspots an vielen eher strukturarmen Gewässern. Fischt die Kanten immer wieder ab. Hier ziehen große Kleinfischschwärme entlang und die Räuber folgen ihnen.

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Der Topfisch des Tages: Steef fing diesem Hecht mit knapp 80 Zentimeter

Diese Taktik geht an unserem Angeltag auch auf. Gemeinsam landen wir bis zum Ende des Tages insgesamt neun Hechte bis zu einer Länge von knapp 80 Zentimetern. Die Hechtmuttis hatten an diesem Tag leider keinen Appetit. Wir sind uns aber sicher, dass wir dank der kleinen Köder diesen schwierigen Angeltag noch gerettet haben.

Potential für Riesen
Dass die kleinen Cranks auch richtig zuschlagen und große Fische fangen, zeigen Steefs zurückliegenden Fänge.

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Der Traumhecht mit 1,24 Metern biss auf einen kleinen Crankbait

„Vor zwei Wochen fing ich einen großen Hecht mit satten 1,24 Meter. Ein echter Traumfisch und das auf einen Wobbler mit fünf Zentimetern Länge. Ein weiterer Meterfisch verabschiedete sich im Drill. Am leichten Gerät ist das schon ein Spektakel!“, sagt Steef auf der Rückfahrt in den Hafen. Das macht Lust auf mehr. Abschließend noch ein Tipp von Steef: „Fischt auch einmal mit kleinen Ködern. Besonders dann, wenn ein hoher Angeldruck bei Euch am Gewässer herrscht und viele Großköder gefischt werden. Ihr werdet erstaunt sein, welche Traumfische Euch mit den Kleinen ans Band gehen!“

Infos
Eure Guiding-Tour mit Steef Meijers bucht Ihr über Fishing Guides Holland, Koningsweg 103, 3582 GD Utrecht, Tel. (+31) 622 22 12 82, E-Mail: contact@fishingguidesholland.nl, Internet: www.fishingguidesholland.nl

Den Clip zum Artikel findet Ihr demnächst auf unserem YouTube-Kanal ANGLERBOARD TV