Höchste Spannung und knallharte Bisse direkt unterm Boot: Wer einmal mit dem Wallerholz fischt, verfällt schnell dem Reiz dieser Methode.

Autor: Benjamin Gründer

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Klopfen auf Wels ist Spannung pur!



PLOPP, PLOPP, PLOPP. Wenn das Holz eintaucht, entsteht ein erstaunlich lauter Knall. Das soll wirklich Welse anlocken? Auf dem Echolot ist das Tauwurmbündel gut zu erkennen. Plötzlich löst sich eine dicke Fischsichel vom Grund und nähert sich langsam dem Köder. Spannung pur! Wer das Klopfen beherrscht, kann wahre Sternstunden erleben. Die Methode mit dem speziell geformten Holz erfordert etwas Übung, ist aber recht leicht zu erlernen.

Aktiv und passiv

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Benjamin mit Klopfwels. Die Angelei ist an Spannung kaum zu überbieten

Ist mir das Gewässer vertraut, fahre ich direkt ausgesuchte Hotspots an. Das sind tiefe Stellen mit strukturreichem Untergrund und Abbruchkanten. Versunkene Bäume sind Waller-Magneten, aber auch andere Einstände wie Steinhaufen sind top. In unbekannten Gewässern suche ich dagegen aktiv. Entweder fahre ich mit dem E-Motor oder lasse mich vom Wind über den See treiben. Achtet darauf, dass die Driftgeschwindigkeit nicht höher als drei km/h ist. Auf diese Weise lernt Ihr das Gewässer am schnellsten kennen. Bezüglich der Tiefe gibt’s wenig Einschränkungen. Zwischen drei und zwanzig Metern war ich schon erfolgreich.

Ich fische in der Regel mit zwei Ruten. Eine Posenmontage ziehe ich hinter dem Boot her. Der Schwimmer besitzt eine Tragkraft von 100 Gramm. Das Vorfach binde ich gerne aus 1 bis 1,20 Milllimeter starkem Mono. Wenn ich Tauwürmer als Köder verwende, schalte ich zwei große Drillinge kurz hintereinander auf das Vorfach. Als Blei setze ich spezielle Klopfbleie (Clonk-Bleie) mit 100 Gramm ein. Das ganze Vorfach ist etwa 1,20 Meter lang. Diese Montage biete ich rund fünf Meter hinter dem Boot an. Ich stelle immer die halbe Wassertiefe ein. Bei acht Metern lockt der Köder also auf vier Metern.

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Mehrere Waller auf dem Lot, einer ist sogar zum Köder aufgestiegen. Stelle unbedingt abspeichern!

Die zweite Montage fische ich aktiv. Die Schnur lasse ich direkt neben dem Boot ab und halte sie in der Hand. So kann ich genau auf die Anzeige auf dem Echolot reagieren. Hierbei greife ich gerne auf sogenannte Teaser zurück. Das sind Hakensysteme, die mit Fransen garniert sind. Das Blei ist bereits integriert. Da gibt es reichlich Auswahl und es ist sinnvoll, verschiedene Teaser mitzuführen. Sehr gute Erfolge erzielte ich mit Modellen, die Glasperlen an den Gummifransen hatten und dadurch zusätzliche Geräusche erzeugen. Wird viel geklopft, können sich die Geräusche allerdings auch nachteilig auswirken. Dann haben die Welse gelernt, dass davon Gefahr ausgeht. Das sieht man mit dem Echolot gut: Die Fische steigen erst auf, drehen dann aber schnell wieder ab und lassen sich auch nicht wieder locken. In den Situationen fängt die Posenrute meist mehr. Natürlich tausche ich auch den „Rassel-Teaser“ gegen eine ruhige Version aus. Der Teaser wird zusätzlich am Drilling mit einer Handvoll Tauwürmer bestückt.

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Der beste Köder beim Klopfen: Tauwurmbündel mit Teaser

Es muss knallen!

Das Klopfen müsst Ihr ein bisschen üben. Das geht am besten in der Badewanne. Mit dem Holz schlagt Ihr in einer beschleunigten Bewegung einen „Luftkanal“ ins Wasser. Wenn dieser sich schließt, entsteht das dumpfe Ploppen. Als Grundregel gilt: Relativ langsam eintauchen, unter Wasser beschleunigen und schnell auftauchen. Es soll spritzen, wenn das Holz aus dem Wasser kommt, nicht schon beim Auftreffen. Probiert es aus, bis Ihr mit dem Ergebnis zufrieden seid!

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Das Klopfen müsst Ihr etwas üben. Der Laut entsteht durch die Bewegung, nicht durch Kraft

Wie oft Ihr klopft, hängt von der Driftgeschwindigkeit und der Gewässertiefe ab. Ich beginne mit fünf bis acht Schlägen alle zehn Meter. Je nach Aktivität der Welse und den damit verbundenen Anzeigen auf dem Echolot passe ich die Häufigkeit an. Es kann auch sinnvoll sein, das Wallerholz zu wechseln, da die Modelle unterschiedlich hohe Töne erzeugen. Mal funktioniert das eine, mal das andere Holz.

Während des Angelns habe ich immer ein Auge auf das Display des Echolots. Steigt ein Waller auf? Es ist schon extrem spannend, wenn sich plötzlich eine Sichel dem Köder nähert und wir jeden Augenblick mit dem Einschlag rechnen können. Allerdings schnappen die Räuber beileibe nicht jedes Mal zu. Allzu oft folgen sie dem Köder eine Zeit lang, um dann wieder auf den Grund zu sinken. Das ist Angeln. Durch Hochheben oder Herablassen des Köders folge ich dem Waller gezielt und erhöhe so meine Bissausbeute erheblich.

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Doktor Gründer bitte in den OP! Benni mit „Operationsbesteck“

Ganz wichtig: Aufsteigende und in einer Wasserschicht stehende Fische werden NICHT „angeklopft“, sondern wir folgen nur mit dem Köder! Wenn sich der Fisch in Richtung Grund bewegt, verharrt der Köder an Ort und Stelle und ich klopfe erneut. So versuche ich, den Wels wieder zu aktivieren und das Interesse am Köder erneut zu wecken. Mal klappt es, mal nicht – aufregend ist es in jedem Fall.

Die Ausrüstung

Beim Klopfen verwende ich kurze Ruten zwischen 1,60 und 2,40 Metern Länge. In den meisten Fällen werden hier sehr kräftige Vertikal- und Spinnruten zweckentfremdet. Weiterhin benötigen wir eine aus Welsanglersicht relativ kleine Stationär- oder Multirolle mit einer Schnurfassung von rund 150 Metern einer 0,35er Geflochtenen. Das verwendete Gerät soll leicht und gut zu handhaben sein, jedoch auch robust genug, um es mit Fischen jenseits der Zwei-Meter-Marke aufzunehmen.

Inline-Ruten sind speziell für das Klopfen sehr zu empfehlen, da sie – wie der Name sagt – nicht beringt sind und die Schnur im Inneren der Rute verläuft. Selbst bei starkem Wind und unachtsamen Bewegungen wickelt sich das Geflecht nicht um den Blank. Bei einer beringten Rute würde dieses Szenario auf dem Boot bei einem unerwarteten Biss ein Chaos auslösen und im schlimmsten Fall zum Schnurbruch führen.

Wallerhölzer gibt es wie Sand am Meer. Einfache Bedienung und ein gutes Handling sind besonders wichtig, probiert das im Laden aus. Die Töne müssen leicht und ermüdungsfrei zu klopfen sein, denn nur dann hat der Welsangler auf Dauer seinen Spaß. Empfehlenswert sind die sehr leichten Modelle aus Carbon. Sie erfüllen die genannten Kriterien perfekt.

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Benni mit Zielfisch: Warum die Waller aufs Klopfen reagieren, ist nicht ganz klar

Wurm und Fisch

Einer der besten Köder beim Klopfen ist der gute, alte Tauwurm. Ein Riesenvorteil: Er ist leicht zu beschaffen und zu transportieren, überall erlaubt und unwahrscheinlich erfolgreich. Aus diesem Grund erhält das Tauwurmbündel aus 10 bis 15 Stück in Verbindung mit einem Teaser von mir den preisgekrönten ersten Platz bei den Klopfködern. Lebendige Köderfische sind natürlich auch sehr erfolgreich. Allerdings sind sie in Deutschland gar nicht und in anderen Ländern nur teilweise erlaubt. Außerdem sind sie recht schwer zu beschaffen und der Transport ist nicht immer unproblematisch. Meiner Erfahrung nach fangen sie auch nicht besser als das Wurmbündel, sodass ich Köderfische bei dieser Methode nicht vermisse.

Hören mit der Schwimmblase

Wieso die Welse auf das Klopfen reagieren, kann niemand ganz genau sagen. Ganz offensichtlich spielt aber eine besondere Sinnesleistung die entscheidende Rolle. Wie Karpfen verfügen auch Waller über den sogenannten „Weberschen Apparat“. Die Schwimmblase ist über verschiedene Knöchelchen mit dem Innenohr verbunden. So werden hochfrequente Schallwellen übertragen und vom Wels gehört. Warum ihn diese Geräusche allerdings aus seinem Versteck locken, ist unklar. Viele Welsangler vermuten, dass die Geräusche einen Nebenbuhler imitieren und den „Platzhirsch“ auf den Plan rufen. Dort, wo viel geklopft wird, setzt relativ schnell ein Lerneffekt ein. Die Welse reagieren dann kaum noch auf die Methode. Solche Gewässer werden als „überklopft“ bezeichnet.
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