Die Auswahl an Fliegenrollen ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen und gerade Anfänger stehen häufig mit einem großen Fragezeichen auf der Stirn vor den Vitrinen oder klicken sich stundenlang durchs Internet. Rollenklassen, Large Arbor, Klickerbremse? Was bedeutet das alles? Werfen wir mal einen genaueren Blick auf die hübschen Dinger.

2.JPG
Früher wurde das Backing (die Nachschnur) an dünne Spulenachsen geknotet, heute dominieren die sogenannten Large Arbor-Rollen. Das sind Modelle mit großem Spulenkern. Sie bieten gleich mehrere Vorteile: Zum einen minimieren sie den Memory-Effekt und die Fliegenschnur kommt nicht gekräuselt von der Rolle. Zum anderen lässt sich dank des großen Spulendurchmessers die Schnur schneller einholen. Und einige Gramm Gewicht wurden auch gespart.
3.JPG

Fliegenrollen sind nach Klassen geordnet. Seit Anfang der 60er Jahre war das Schnurklassensystem der AFTMA (american fishing tackle manufactering association) in aller Munde. Heute steht die AFFTA (american fly fishing trade association) dahinter. Geändert hat sich im Prinzip nichts und die Gewichte der Standardfliegenschnüre werden ihrer Klasse von 1 bis 15 zugeordnet. Auf den Schnur- und Rollenverpackungen finden wir für die Klasse das # in Kombination mit einer Zahl. Wie zum Beispiel: #6 oder #7/8. Damit wisst Ihr, für welche Eure Schnur, Rute oder Rolle ausgelegt sind.

Alles anders
Vor dem Wurf ziehen wir erst einmal Schnur ab. Anders als bei einer Stationärrolle schießt die Schnur beim Wurf nämlich nicht von der Spule. Viele Leinen besitzen eine Markierung auf dem Coating (Beschichtung der Schnur). Erreicht Ihr diese beim Verlängern der Schnur im Wurfablauf, habt Ihr den optimalen Punkt zum Schießen lassen der Leine erreicht. Ist die Fliege sauber gelandet, wird sie nicht durchs eindrehen der Schnur wieder herangeholt. Ihr strippt sie in kurzen oder langen, in schnellen oder langsamen Zügen wieder ein. Der Rollenknauf kommt daher erst im Drill oder beim gewollten
Einholen der Schnur zum Einsatz.

4.JPG

1.JPG
Und wie wird gebremst? Kleine Rollenkassen besitzen häufig gar kein Bremssystem. Flüchtende Fische stoppen wir durch gut dosierten Druck mit dem Handballen an der Spule. Aber Vorsicht vor dem Rollenknauf. Wenn er mit voller Wucht zum Beispiel auf dem Daumenknöchel saust, kann das ordentlich weh tun. Starke Bremsen sind jedoch wichtig beim Fischen auf kräftige Kämpfer wie Lachs, Hecht oder diverse Salzwasserfische. Aber auch in stark strömenden Bächen und Flüssen. Mit einem Rädchen an der Spulenachse stellen wir die Bremskraft ein.
Mittlerweile werden Rollenmodelle immer beliebter, die mit einem Anti Reverse-System ausgestattet sind. Dabei dreht sich nur die Spule, wenn ein Fisch mit der Schnur im Gepäck abrauscht. Ihr haltet den Kurbelknauf einfach fest und holt die Schnur wieder ein, sobald Euer Gegner schwächer wird.

Gutes Zusammenspiel
Achtet beim Kauf darauf, dass Eure Wunschrolle auch zur Rute passt. Am besten nehmt Ihr Eure Gerte mit und probiert noch beim Fachmann die Kombi aus. Aber immer dran denken: Schnur und Backing
bringen auch ein paar Gramm auf die Waage. Stehen Besuche im Salzwasser an, wählt ein Model, das salzwasserbeständig ist. Dann gibt’s später kein böses Erwachen. Die meisten Fliegenrollen sind übrigens mit wenigen Handgriffen von Rechts- auf Linkshand umrüstbar. Für welches Modell Ihr Euch auch entscheidet: Achten darauf, dass es Ersatzspulen gibt. Oder greift gleich auf Modelle mit Kassetten-Wechselsystem zurück. So könnt Ihr neben einer klassischen WF-Schnur noch eine oder weitere mit ans Wasser nehmen. Das ist aber ein anderes Thema...


5.JPG









Bildunterschriften
Oben links: Großkernrollen laufen im Fachhandel unter dem Begriff Large Arbor
Oben rechts: Eine Rolle #7/8
Unten links: Beim Wurf wird die Schnur vorher von der Rolle gezogen
Unten rechts: Hier wird mit Druck auf die Rolle der Fisch gebremst
Ganz unten rechtss: Beim Salzwasserfischen auf XL-Räuber muss das Bremssystem
gut funktionieren


Womit fischt Ihr? Klassische Rolle oder auch Large Arbor?
Schöne Grüße, Elmar