Fliegenfischen auf Hecht hat seinen ganz speziellen Reiz. Wer dann noch mit dem Belly Boat unterwegs ist, darf auf jede Menge Action hoffen. Steffen Schulz weiß, worauf es bei der Angelei ankommt und befolgt dabei einen Plan für mehr Fisch.

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Wer sich vor dem Fischen Zeit nimmt, wird auch unter schwierigen Bedingungen fangen

Wie heißt es so schön: Wer sucht, der findet. Beim Fliegenfischen auf Hecht auf großen Gewässern ist das allerdings leichter gesagt als getan. Schließlich werfen wir Fliegenfischer nicht sehr weit, angeln langsamer und suchen weniger Wasserfläche ab. Wer effektiv plant und sucht, wird seinen Esox auf einem Großgewässer fangen. Ein kleines Regelwerk hilft dabei!

PLANUNG

An erster Stelle steht bei mir die Planungsphase, wenn ich einen Hecht mit dem Streamer auf einem großen Gewässer überlisten will. An kleineren Seen und Gräben sind Wind und Wetter eher zweitrangig. An der Mecklenburgischen Seenplatte, den Bodden, im holländischen Rheindelta oder im schwedischen Schärengarten sieht das anders aus: Der Wind kann einem hier schnell einen Strich durch die Rechnung machen.

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Trotz schlechtem Wetter findet Steffen Hotspots mit Fisch

Meistens suche ich mir eine zentrale Unterkunft, von wo ich meine Trips starte und flexibel aufs Wetter reagieren kann. Einen Tag vorher checke ich dann bei Windfinder, WeatherPro und Kachelmannwetter die Lage. Bei Windstärke 6 und mehr stößt man auf großen Gewässern schnell an seine Grenzen. Bootsangler sind dann meistens im Nachteil, da sie nicht mehr effektiv Kanten abfischen können. Der E-Motor läuft auf Hochtouren, kommt aber gegen den Wind nicht an. Man ist mehr an der Funkfernbedienung als am Angeln.

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Belly Boate mit Paddeln sind sehr wendig und bieten mehr Sicherheit auf Großgewässern

Mit großen Belly Boaten – Modelle mit Paddeln –, zum Beispiel mein Flatform von Seven Bass, bin ich allerdings völlig sicher und kann präzise fischen. Je nach Windstärke und Windrichtung suche ich mir einen Platz. Ich fahre gegen den Wind an und fische mit dem Wind an einer anderen Stelle zurück. An guten Gewässern bleibt dann meist ein Hecht hängen.

SUCHEN

Trotz guter Planung muss man Hechte finden. Es gibt immer so genannte Nester und Hotspots, an denen mehr Fische stehen als an anderen Ecken. Typische geschützte Spots wie Häfen, Brücken und Schleusen sind bei Wind immer einen Versuch wert, auch wenn sie stark befischt werden. Mit der Fliege fischen wir langsam und gründlich den gesamten Spot sauber aus. Ein Versuch lohnt an diesen Stellen immer.

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Immer einen Versuch Wert: Häfen und Schleusenbereiche

Persönlich sehe ich mehr Potenzial in unscheinbareren Plätzen, die nicht augenscheinlich erkennbar sind: Scharkanten, Steinhaufen, Unterwasserberge, Landzungen und Verzweigungen. Sind dort Futterfische unterwegs, ist Meister Esox nur einen Katzensprung entfernt. Dann ist allerdings Technik gefragt. Ohne Echolot ist man verloren. Ein Kartenplotter oder ein GPS-Gerät, welches gleichzeitig eine Karte anlegt, besitzen Vorteile. So zeichnen wir gute Plätze automatisch auf. Man kann ein Gebiet abfahren und dann präzise ausfischen. Hier schlägt die Stunde der ruderbare Belly Boate: Ermüdungsfrei macht man viel mehr Streck, fischt aber genauso präzise wie von herkömmlichen Schwimmhilfen.

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Echolote mit GPS-Funktion und SideScan erleichtern die Suche von Hotspots wie Kanten

Ein weiteres geniales Hilfsmittel: der SideScan! Echolote mit kleinem Geber sind perfekt für Belly Boate geeignet. Futterfischschwärme oder Steinhaufen links und rechts vom Boot lassen sich so aufspüren. Das spart Zeit und Nerven. Oft sehen ich neben mir einen Schwarm Kleinfische passieren. Häufig fing ich beim anschließenden Wurf in diese Richtung tatsächlich einen Hecht. Zudem motiviert es, wenn man Fische sieht. Es gibt einem ein sicheres Gefühl, an der richtigen Stelle zu sein. Ein sehr wichtiger Faktor, wenn man langsamer fischt als Bootsangler mit der Spinnrute.

FINDEN & FANGEN

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Wo erlaubt schleppt der seinen Streamer hinter dem Belly Boat her. Immer wieder steigen Bonus-Hechte ein

Sobald ich einen Erfolg versprechenden Platz gefunden habe, setze ich einen GPS-Punkt. Gleiches gilt, wenn ich einen Biss kassiere. Kleiner Tipp: Wenn erlaubt, dann schleppe ich meine Fliege IMMER hinterher. Das bringt unfassbar viele Bonusfische. Markierte Plätze findet man auf diese Weise auch bei Nebel wieder oder man vom starken Wind weggetrieben wird. Auf großen Wasserflächen verliert man leicht die Orientierung. Stellen an denen es Bisse gab oder sich Futterfisch rumtreiben, sollten gründlich abgefischt werden. Das gilt für tiefe und flache Bereiche.

FANGEN
Zu guter Letzt kommt der angenehme und deutlich leichtere Teil: Fische fangen. Wer Ecken mit Hechten ausgemacht, muss sie nur noch fangen. Eine kleine Auswahl verschiedener Größen von natürlichen und knalligen Streamern mit Wave und Wiggletails fängt fast immer. Tipp: Habt auch unbedingt kleinere Modelle dabei. Oft attackieren zickige Hechte eher Streamern in Längen von 10 bis 15 Zentimeter.

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Streamer in Längen von 10 bis 15 Zentimeter sind an schwierigen Tagen eine gute Wahl. Hier brachte ein schwarzes Modell den erhofften Fisch


Bei viel Sonne und klarem Wasser kann ein 0,90 Millimeter Fluorocarbon-Vorfach den entscheidenden Vorteil gegenüber einem Titan- oder Stahlvorfach haben. Besonders bei hohem Angeldruck. Fischt allerdings nicht zu dünn, sonst steigt die Abrissgefahr. Bei Tiefen bis vier Metern kann einem Sink3 Tippet ein zwei Meter langes 0,40er Fluoro vorgeschaltet werden, wenn die Fische unentschlossen und zurückhaltend sind.

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Viel Action: Die Angelei vom Belly Boat mit der Fliegenrute auf Hecht bietet heiße Drills. Steffens Plan ging voll auf

Wer die Geschwindigkeit beim Einstrippen und den Rhythmus variiert, findet schnell heraus, was die Fische wollen. Auch der Anwurfwinkel kann an einigen Gewässern und Plätzen fangentscheidend sein. Fischen zum Beispiel alle die Kante vom tiefen ins flache Wasser, kann es umgekehrt oder parallel zur Kante deutlich fängiger sein. Vom Belly Boat sind wir so sehr flexibel und wendig. An Stellen mit hohem Futterfischaufkommen fischt unbedingt zu unterschiedlichen Zeiten. So bekommt Ihr schnell heraus, wann die Beißphasen sind. Denn je nach Tagesform, Jahreszeit und Wetterbedingungen haben die Hechte unterschiedlich lange Fressfenster. Der beste Platz nützt nichts, wenn die Fische nicht fressen wollen. Gerade die größeren Exemplare sind nicht ständig auf der Jagd! Doch wer gründlich plant und sucht, der wird am Ende auch seine Hechte finden und fangen. Viel Erfolg!
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