Nordschweden steht für die letzte Wildnis Europas. Angelmöglichkeiten gibt es in Hülle und Fülle. Gut, wenn man auf seiner Reise einen Guide an der Hand hat. Denn der weiß, wo was geht und macht den Trip gen Norden zu einem echten Erlebnis. So wie Jesper Larsson.

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Barsche in guten Größen sind an der Tagesordnung

Bereits vor mehr als 20 Jahren zog es mich mit Rucksack und Fliegenrute nach Lappland. Genauer gesagt, nach Kiruna. Von dort startete ich an den Lävas Jåkka und erlebte das erste Mal das Leben in der Natur mit Forelle, Äsche und Feuer. Apropos, danach war ich Feuer und Flamme für diesen Landstrich über dem Polarkreis. Einige Jahre später führte mich dann eine Produktion für einen Reiseanbieter zurück nach Lappland und ich kam im Camp Rajamaa unter. An einem Tag stand Hechtangeln auf einem nahegelegenen See auf dem Programm. Mit mir im Boot war ein junger Guide, der in Kooperation mit dem Campbetreiber Gäste zum Fisch führte. „Hi, ich bin Jesper“, stellte sich der sympathische Schwede vor. Wir fischten zusammen und es landeten einige Räuber im Boot. Unser nächstes Treffen fand auf einer Aqua-Fisch-Messe am Bodensee statt. Jesper präsentierte sein eigenes Guiding-Unternehmen „J.L Guiding“. Schnell war eine neue Reise geplant und ich besuchte ihn mit Kamera & Co. Der Rest ist schnell erzählt. Ich reiste in regelmäßigen Abständen in sein kleines Heimatdorf Muodoslompolo im Nirgendwo und ließ mir immer wieder neue Ziele zeigen. Sein Guiding-Unternehmen etablierte sich und er begrüßt jedes Jahr nationale und internationale Gäste, die ihren unvergesslichen Urlaub bei ihm verleben. Was hat sich seit meinem letzten Besuch alles verändert? Ist die Fischerei immer noch so traumhaft? Und was sind seine Pläne? Hier kommen die Antworten.

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Gut geführter Gast am Muonio

Elmar Elfers (E.E.): Seit 2001 arbeitest Du als Guide. Was macht die Arbeit mit Gästen für Dich aus?

Jesper Larsson (J.L.): Es ist so fantastisch, meine Gäste zu begleiten, unterrichten und ihnen zu helfen, ihre anglerischen Ziele und Träume zu verwirklichen. Wenn ich ihnen dadurch Erinnerungen fürs Leben und sogar Angelwissen mitgeben kann, das sie in ihren eigenen heimischen Gewässern und bei zukünftigen Angelausflügen nutzen, dann ist meine Aufgabe erfüllt. Ich zeige meinen Gästen gerne, warum ich hierher gezogen bin, und gebe ihnen einen Einblick in meinen Lebensstil hier oben im Norden von Schweden.

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Im Winter tauscht Jesper die Fliegenrute gegen die Kamera und fängt Polarlichter ein

E.E.: Ihr habt einen langen Winter. Wie sieht Dein erster Angeltag nach der Schneeschmelze aus. Worauf fischt Du als erstes?

J.L.: Ich fahre oft nach Norwegen zum Kajakangeln im Meer, bevor ich hier in meiner Heimat offene Gewässer vorfinde. Meist sind im April ein kleiner Teil eines Sees und ein kleiner Fluss eisfrei. Jetzt ziehe ich mein Kajak ein paar Hundert Meter über Schnee, um offenes Wasser zu erreichen. Mit der Fliegenrute fange ich dann den ersten Hecht des Jahres! Nie ein großer, aber der erste der Saison nach einem sehr langen Winter.
Im Mai sind immer mehr Gewässer offen und die Nächte werden heller. Jetzt beginnt die Angelsaison richtig.
Der Fluss Muonio ist erst Anfang Mai eisfrei. Ab dann angle ich an ihm auf die großen Hechte. Ende Mai öffnen sich mehr und mehr Seen und ich starte mit dem Kajak Richtung Hecht und Barsch. Zu dieser Zeit können sich die flachen Seen durch die Mitternachtssonne innerhalb von ein paar Tagen von knapp über null auf zehn Grad erwärmen.

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Der Cowboy-Kaffee: Das grobe Kaffeepulver wird direkt ins Wasser geschüttet, aufgekocht und dann schwarz getrunken

E.E.: Du lebst größtenteils als Selbstversorger. Was für kulinarische Köstlichkeiten servierst Du beim Angeln?

J.L.: Oh, ich liebe es, im Freien zu kochen und natürlich Cowboy-Kaffee zu brühen. Ich serviere meinen Gästen immer diesen speziellen Kaffee, wenn wir beim Angeln sind. Wenn wir einen längeren Ausflug machen, habe ich einige meiner Lieblingsgerichte für draußen am Start. Das sind zum Beispiel Elch-Burger, Suovas (gesalzenes und leicht geräuchertes Fleisch) Kebab, gesalzenes und getrocknetes Rentier- oder Elchfleisch, einheimischer Fisch, der auf verschiedene Weise auf dem Feuer zubereitet wird, und weitere lokale Delikatessen. Bei mir wird jeder satt!

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Habt Ihr schon mal so ein Felchen mit der Fliege gefangen?

E.E.: Was können Angler in Deinem Revier alles fangen?

J.L.: Einfach alles! In den Flüssen angeln wir hauptsächlich auf Äsche, Lachs, Hecht und Felchen. In den Seen geht‘s je nach Saison auf Hecht, Barsch, Äsche, Forelle, Felchen, Seesaibling und Quappe. Uns stehen hier in Nordschweden wirklich viele verschiedene Zielfische zur Verfügung. Anglerische Langeweile kennen wir nicht.

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Hauptzielfisch am Muonio ist die Äsche. Hier reizte Jesper direkt am Ufer eine zum Biss

E.E.: Wie entwickelte sich der Äschenbestand in Deinen Gewässern? Gibt es Probleme mit Fressfeinden?

J.L.: In den Flüssen ist die Äsche stark vertreten. Wir haben spezielle Regeln, die gegen die Überfischung steuern. Dadurch lassen sich die Populationen gut kontrollieren. Bei den Hechten in den Fließgewässern müssen wir uns keine Sorgen machen. Sie schnappen sich ab und zu eine Äsche. Es fällt aber nicht ins Gewicht. Andere Fressfeinde gibt es bei uns nicht und die Fahnenträgerin kann sich super entwickeln.

E.E.: Du betreibst hauptsächlich Catch & Release. Dürfen Deine Gäste auch mal einen Fisch entnehmen?

J.L.: Das ist richtig! Wir angeln hier hauptsächlich nach C&R, aber an einigen Stellen im Fluss und in den Seen dürfen wir einen Fisch entnehmen, um ihn direkt am Ufer zuzubereiten. Wenn meine Gäste es wünschen, nehme ich sie zum Angeln gerne an die Orte mit, wo es eben möglich ist. Hat er die erlaubte Größe, ist der frische Fisch vom Feuer ein fantastisches Mahl, das lange in Erinnerung bleibt. Fischentnahme für die heimische Kühltruhe ist nicht erlaubt.

E.E.: Was sagst Du, wenn jemand Panik vor den vielen Mücken hat?

J.L.: Nimm es leicht und genieße all die Zuneigung, die Du bekommst (lacht). Zu manchen Zeiten gibt es viele Mücken und Gnitzen. Wir haben aber lokale Mittel, die gut helfen. Ein Mückennetz über dem Kopf hält auch einen Großteil der kleinen Blutsauger fern. Meist vertreibt schon ein wenig Wind den Großteil der Insekten. Sobald man beim Angeln ist, zielt die Konzentration eh aufs Fischen und nicht die Mücken ab. Aber ja, ich hatte schon viele Gäste, die sich im Vorfeld große Sorgen um die Insekten gemacht haben. Meist umsonst. Und wenn wir nicht angeln, hält der Rauch eines gemütlichen Feuers die Mücken fern.

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Ein kleines Feuer sorgt für Gemütlichkeit und vertreibt die Mücken

E.E.: Kajakangeln boomt. Auch bei Dir im Norden?

J.L.: Auf jeden Fall! Hier oben bei mir sind nur meine Gäste und ich, die mit dem Kajak angeln. Aber 350 Kilometer südlich ist die Zahl schon deutlich höher.
Ich fahre seit 1999 mit dem Kajak und seit 2003 fische ich auch davon. Momentan stehen fünf Angelkajaks meinen Gästen zur Verfügung.
Manchmal nutzen wir die Gefährte, um zum Beispiel Inseln zu erreichen, von denen aus wir angeln. Oder Spots in Seen und Flussabschnitten, die vom Ufer zu weit weg sind. Beim Angeln vom Kajak kommt man dem Wasser und der Natur so nahe, dass es besonders viel Spaß macht – und erfolgreich ist es ebenfalls. Es ist eine meiner Lieblingsmethoden, um zu fischen.

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Braucht kein Handy: Jespers Sohn liebt es, draußen zu sein

E.E.: Dein Sohn ist ja auch schon ein fleißiger Angler. Wird er in Deinem Weg folgen?

J.L.: Ja, das ist er wirklich und das hoffe ich wirklich! Ich werde ihm bei allem unterstützen. Er begleitet mich zu vielen verschiedenen Angelabenteuern und er liebt das Angeln. Er ist erst 4,5 Jahre alt und fing bereits schon Hechte von über einem Meter Länge! Er übt bereits fleißig mit der Fliege, mit der Spinnrute und mit der Eisangeln. Mein Sohn begleitete mich ebenfalls in meinem Angelkajak. Viele seiner Bücher, die er sich selbst ausgesucht hat, handeln vom Angeln, der Fauna und er liebt das Wasser wirklich sehr.

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Vom bestens ausgestatteten Boot geht’s auf die Streifenräuber

E.E.: Neben Deinem Wohnhaus stehen mittlerweile weitere Gebäude. Baust Du Dir Dein eigenes Dorf?

J.L.: Kann man meinen! Diesen Sommer kommt sogar noch eine große Scheune dazu. Meine Leidenschaft ist die Restaurierung von alten Holzhäusern. Wer weiß, vielleicht komme ich demnächst wieder an einem Holzhaus vorbei, das ich ab- und bei mir wieder aufbauen kann. Meist schlage ich zu, wenn ich die Chance habe.

E.E.: Welche neuen Pläne hast Du oder Projekte planst Du in der Zukunft?

J.L.: Wie eben schon gesagt, meine Holzhäusern verlangen noch viel Arbeit. Eines wird bald fertig sein. Diese Hütten werde ich in Kombination mit meinem Guiding das ganze Jahr über anbieten, zusammen mit verschiedenen Aktivitäten wie Kajak-, Eis- und Fliegenfischen, Bushcraft, Kochen im Freien und vieles mehr, je nach Jahreszeit. Dadurch habe ich die Möglichkeit, meinen zukünftigen Gästen mehr von meinem Lebensstil näherzubringen. Wer sich jetzt schon informieren möchte, sollte meinen Instagram-Kanal besuchen: @kungligatorpet
Ich stecke meine Energie ebenfalls und einige Wasser- und Fischereischutzprojekte hier in der Gegend. Auch das möchte ich meinen Gästen zeigen.
Dann bilde ich weiterhin Angel-Guides als Schulleiter der Kiruna Fishing School aus. Mehr über die internationale Angel-Guide-Ausbildung findet Ihr hier: www.kirunafishingschool.com
Und zu guter Letzt verfolg ich jedes Jahr neue Angelziele. 2024 werde ich versuchen, einen Lachs von meinem Kajak in meinem Heimatfluss zu fangen und einen Heilbutt von über 100 Zentimeter Länge mit der Fliege in Norwegen zu überlisten, ebenfalls mit der Fliege.

E.E.: Ich danke Dir für das Gespräch!


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Paradies im NordenIhr seid heiß auf einen geführten Trip in Lappland? Dann kontaktiert Jesper und plant Euren Traumurlaub im Norden. Er spricht Englisch, versteht aber auch ein wenig Deutsch. Internet: www.jlguiding.com
Was er bietet und wie sein Leben in der Natur aussieht, könnt Ihr auf seinen Social Media-Kanälen verfolgen.
Instagram
@guidejesper
@kungligatorpet
Internet: www.jlguiding.com
E-Mail: guidejesper@gmail.com