Sie sind wohl das Herzstück beim Fischen – die Fliegenschnüre. Mit ihnen bringen wir die Fliege zum Hotspot. Es gibt viele verschiedene Ausführungen und fachspezifische Kürzel. Elmar Elfers über das Wurfgewicht beim Fliegenfischen.

Beim Fliegenfischen ist unser Gewicht die Schnur. Durch verschiedene Würfe bringen wir die Leine auf Weite. Die gängigsten Schnurlängen liegen zwischen rund 25 und 30 Metern. Doch bevor wir ins Detail gehen, werfen wir einen Blick auf den Aufbau. Die unterschiedlich gefärbten Schnüre besitzen in der Regel einen geflochtenen Kern (Braided Core), der mit dem sogenannten Coating ummantelt ist. Die Fliegenschnur gleitet zu Beginn schön flexibel durch die Ringe. Im Laufe der Zeit sollten wir ihr jedoch ein wenig Pflege – es gibt verschiedene Mittel – gönnen, um die Lebensdauer zu verlängern. Irgendwann kommt aber der Punkt, dass das Coating brüchig oder stumpf wird. In diesem Fall steht ein Besuch beim Fachhändler an und eine neue Schnur muss her.
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Beim Streamer-Fischen setze ich auf WF-Schnüre (Foto: R&R-Archiv)

Was sie können
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Auf den Packungen stehen die jeweiligen Kürzel für die Schnur (Foto: Elmar Elfers)

Wie bei Ruten und Rollen findet die Klassifizierung durch die AFFTA-Skala (American Fly Fishing Trade Association) statt. Aber was bedeutet denn zum Beispiel WF4F? Hier kommt die Lösung: Die ersten beiden Buchstaben stehen für das Schnurprofil, also den Aufbau.

DT – Double Taper: Die Schnur verjüngt sich auf beiden Seiten. Dazwischen bleibt der Durchmesser gleich. Damit lassen sich besonders gut Trockenfliegen servieren, da wir die Schnur ganz sanft ablegen können.

WF – Weight Forward: Sie ist auch unter dem Begriff „Keulenschnur“ bekannt. Von der Rute weg wird sie nach vorne Richtung Vorfach dicker. Dadurch erhält die Schnur mehr Gewicht und lässt sich leichter weiter werfen. Gerade Anfänger starten mit diesem Typ am Wasser durch.

LB – Long Belly: Sie ähnelt der WF, besitzt aber eine längere und dadurch dünnere Keule.

ST – Shooting Taper oder SH - Shooting Head: So ein Schusskopf wird nicht als alleinige Schnur gefischt, sondern in Verbindung mit einer eingeschlauften Running Line. Das relativ hohe Gewicht des Kopfes ist ideal für große Weiten.

TT – Triangle Taper: Die Keule wird nach vorne immer dünner. Mit dieser Schnur lassen sich ebenfalls Trockenfliegen sanft präsentieren.

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Für die Küstenangelei habe ich eine Schnur mit Intermediate-Spitze auf der Rolle. Die Schnur taucht vorne also leicht ins Wasser (Foto: Elmar Elfers)

Auf das Schnurprofil folgt die Klasse. Nehmen wir wieder unser Beispiel einer leichte Schnur für Äsche & Co: #4. Die Raute bedeutet Klasse.
Der hintere Buchstabe steht für die Eigenschaft:

F – Floating: Diese Schnur schwimmt auf der Wasseroberfläche.

I – Intermediate: Sie sinkt ganz leicht in den Oberflächenfilm ein.

S – Sinking: Hier geht die Schnur auf Tauchstation. Unterschiedliche Sinkraten sind erhältlich.

FS – Fast Sinking: Schnellere Sinkgeschwindigkeit.

F/S – Sink Tip: Die Schnur schwimmt und nur die Spitze sinkt. Das F steht für Floating (schwimmend)

F/I – Intermediate Tip: Auch hier schwimmt die Schnur und nur die Spitz taucht in den Oberflächenfilm ein.

Besonders praktisch sind übrigens Systemschnüre, bei denen die Fliegenschnur schwimmt und Ihr durch Einschlaufen Spitzen mit unterschiedlichen Eigenschaften fischen könnt.

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Die meisten Schnüre sind bereits mit verschweißten Schlaufen (Loops) versehen. Außerdem finden sich auf immer mehr Ausführungen die Eigenschaften auf dem Coating (Foto: Elmar Elfers)

Alles muss passen
Kommen wir noch mal auf die AFFTA-Klassifizierung zurück. Sie soll bei der Zusammenstellung von Fliegenrute und -schnur helfen. Das Gewicht einer Schnur – oder eben die Klasse – lässt sich auf den ersten 9,15 Metern ermitteln. Davon abgezogen wird die Spitze, der sogenannte Level Tip. Er misst bei den meisten Herstellern um die 15 Zentimeter. Manchmal fällt er aber auch ein Stück länger aus. Ein Garant für eine perfekt abgestimmte Ruten-Schnur-Kombi ist aber nicht gegeben. Hier bringt nur der Praxistest Gewissheit, ob beides harmoniert. Lasst Euch dabei vom Fachmann beraten. Gerätehändler oder Wurflehrer stecken voll in der Materie und vergrößern mit ihrem Fachwissen Euren Spaß am Werfen.
Was jetzt noch fehlt, ist die Nachschnur oder im Fachjargon Backing genannt. Die dünne Leine gibt es je nach Zielfisch in unterschiedlichen Stärken. Beim Forellen- oder Äschenfischen spielt das Geflecht eine untergeordnete Rolle und dient mehr als Füllschnur auf der Rolle. Geht’s hingegen auf schnelle Flossenträger, die nach dem Biss den Turbo einlegen, kommen Ihr bestimmt auch mal in den Genuss, den Verbindungsknoten durch die Ringe flutschen zu sehen. Viele Schnüre sind bereits mit Loops (Schlaufen) am Anfang und am Ende versehen. So lassen sich Backing und Vorfach einfach einschlaufen.
Natürlich könnten wir noch tiefer in die bunte Welt der Fliegenschnüre eintauchen. Wie sieht es bei Zweihandausführungen aus? Mit Sinkraten bei Sinkschnüren? Was sind Switch-Systeme? Oder schon mal etwas von Seidenschnüren gehört? Und dann gibt’s da ja noch die vielen Spezialschnüre für heiße Gefilde, bestimmte Fische und vieles mehr. Mit den Grundlagen findet Ihr Euch aber schon mal im Leinen-Wirrwarr ein wenig zurecht – Feuer frei!

Bleibt gesund, Euer Elmar